» Kauz & Koch
Bisweilen gewinnt man den Eindruck, daß fast jeder Bundesbürger, der auch nur halbwegs kundig einen Rührbesen halten kann, früher oder später Gast in einer der unzähligen TV-Kochshows sein wird. Nach meiner eigenen Rechnung müßten inzwischen alle „gelernten“ Köche sowieso mit Sendungen ausgestattet sein und Johann Lafer und Alfons Schuhbeck schauen ohnehin öfter in Kameras als in Suppentöpfe.
Ich weiß nicht, ob die Koch-Show-Hysterie auch jenseits der Alpen so hohe Wellen schlägt. An einem Koch beißen sich die Fernsehredakteure allerdings die Zähne aus: Fulvio Pierangelini. Pierangelini, dessen Namen mir bislang überhaupt nicht geläufig war, gilt als der beste Koch Italiens. Und offenbar auch als der verschrobenste. Seinen Ruf als „caratteraccio“, als schwieriger Charakter, hat er sich jedenfalls hart erarbeitet, wenn man dem lesenswerten Portrait über ihn in der „SZ am Wochenende“ glaubt.
Fulvio Pierangelini gilt als schwieriger Charakter. Liegt es daran, daß er das Kochen mehr liebt, als die Menschen?
Wenn er Journalisten doch einmal eine Audienz gewährt, erzählt er etwa davon, daß er zu all seinen Produkten eine persönliche Beziehung aufbaue. Und er ist überzeugt davon, daß eine Kartoffel, die er vorher gestreichelt hat, besser schmeckt.
Spannend finde ich, daß bei ihm im Lokal die Preise einer anderen Logik als in der restlichen Welt gehorchen: Pasta mit Hummer sind dann eben nicht teurer als „profane“ Spaghetti mit Tomatensauce.
Und, das ist das bemerkenswerte: der Kerl gilt als extravaganter Kochkünstler und es stehen ganz ordinäre „Spaghetti al pomodoro“ auf der Karte. Aber er erläutert dazu folgendes:
„Für Pierangelini ist das ein Gericht der Kindheit, aufgeladen mit Erinnerungen und deshalb besonders schwierig zuzubereiten. „Es ist viel schwieriger, die Gäste mit einem bekannten Gericht zu beeindrucken, als ein völlig neues Gericht zu erfinden; im ersten Fall muss man mit unzähligen Vergleichen konkurrieren“, erklärte er seiner Biographin Prandi.“
Diese Aussage finde ich durchaus plausibel. Und nicht nur deshalb finde ich Fulvio Pierangelini überaus sympathisch.
- Preiß, Maren: Italiens bester Koch – Der Kartoffelflüsterer, SZ am Wochenende, 18.4.2008
» Neue Texte bei „mindestens haltbar“
Wer zum Ausklang des Wochenendes oder für die nächsten Tage noch ein wenig Lesestoff für zwischendurch braucht, der sei auf das Online-Literatur-Magazin „mindestens haltbar“ verwiesen. In diesem – wie der Untertitel verspricht – „magazin für meinungen“ sind ja jeden Monat einige handverlesene Geschichten nachzulesen, die der unverwüstliche Don Dahlmann zusammensammelt.
Diese Ausgabe hat (anders als sonst üblich) kein übergreifendes Thema, aber dafür sind alle Texte mit einer passenden Begleitmusik versehen. Und diesmal hat auch die Sprachspielerin wieder einen Text beigesteuert. Betitelt ist er mit „Herr Ernst“ und beginnt so:
„Vielleicht hätte man es an dem Christbaum merken müssen, der im März immer noch geschmückt auf dem kleinen Balkon stand. Vielleicht hätte man es einfach daran merken müssen, dass man dem alten Herrn Ernst gar nicht mehr im Treppenhaus begegnete.“
Weiterlesen und die Musik von „My first trumpet“ anhören, kann man hier:
- Sprachspielerin: Herr Ernst, in: mindestens haltbar, 04/2008
» Josef Hader ermittelt
Einer der als Kabarettist hochgelobt, als Schauspieler bislang aber (noch?) unterschätzt wird, ist ja der Österreicher Josef Hader. Dabei konnte er schon vor Jahren in „Indien“ und später in den ersten Verfilmungen der Wolf Haas-Krimis überzeugen. Aber vielleicht geht es ja auch nur mir so und alle Welt weiß bereits, daß Hader eigentlich v.a. ein toller Schauspieler ist?
Egal: Hader war letztes Jahr sehr gut in „Jagdhunde“1 und gefiel zuvor auch schon in „Silentium„, dort zum zweiten Mal in der Rolle des Brenner, der Hauptfigur der Krimis von Wolf Haas. Und wie ich nun bei „cultpilot“ lese, ist inzwischen auch der dritte Teil der Serie abgedreht.
Ende des Jahres soll dann „Der Knochenmann“ in die Kinos kommen. Die Hader- und Haas-Fans werden sich wohl jetzt schon Kinosessel für die Premiere reservieren.
Hier ein kleiner Vorgeschmack:
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Josef Hader
- Ein Film von Ann-Kristin Reyels [↩]
4 Gedanken zu „Küchenphilosoph: Fulvio Pierangelini ::: Web-Literatur: Neuausgabe von „mindestens haltbar“ ::: Kino: Hader, Haas und Brenner | Werkstatt-Ticker 13“
Der Hader kommt wieder ins Kino, wie schön. Ich durfte der Hamburg-Premiere von „Silentium“ beiwohnen. Hader war nebst Joachim Król anwesend und stand im Anschluss Rede und Antwort. Das war heiter bis wolkig; genau wie der ganz vorzügliche Film.
Harder und Krol…zwei gute Schauspieler. Da freut man sich doch, mal wieder ins Kino gehen zu können. Der kleine Einspieler ist allerdings wenig aussagekräftig, sieht man ihn doch nur mampfen.
Ja, alles bemerkenswerte Mimen. Und Joachim Król war wirklich beängstigend gut in „Silentium“. Als scheinheilig, perfider Präfekt eine wunderbare Besetzung.
Mir gefiel ja auch Simon Schwarz in der Rolle des „Berti“ sehr gut. Ist der beim Knochenmann nicht mehr dabei? Wäre schade.
@Monika:
Ja, der Einspieler zeichnet sich durch reduzierte Handlung und minimale Dialoge aus. Deswegen ja auch meine Ankündigung „Vorgeschmack“. ;-)
Aber, ganz im Ernst: ich finde es sehr ansehenswert, wie der Hader da mampft und kaut und kuckt und die Augen rollt. Sehr gut. Ich bin jedenfalls gespannt.
@Marc:
Der Hader hat einfach ein Charaktergesicht. Ob er jetzt nun mampft, brüllt und tobt oder lächelt, man kann in ihm lesen.