Twitter als Linkkiller? Die Entwicklung der Verlinkungen in der wissenschaftlichen Blogosphäre

Seit März 2008 gibt es drüben im Wissenschafts-Café eine Rangliste wissenschaftlicher Blogs, die auf der Anzahl der Verlinkungen basiert. In den letzten Monaten haben die Charts – aus verschiedenen Gründen – an Aussagekraft verloren. Die steigende Popularität von Twitter ist ein Faktor, aber ist es der einzige Grund?

Zum Start im letzten Frühjahr hatte ich zunächst mal 20 Blogs aufgelistet, die – gemäß der Technorati-Authority – die meisten Verlinkungen aufzuweisen hatten.1 Im Mai hatte ich die Liste dann auf 30 Blogs ausgebaut.

Im Durchschnitt hatten die Blogs im Mai 2008 knapp über 74 Links aufzuweisen. Zwei Monate später stieg dieser Wert auf ca. 80 Links und dann im Herbst auf 81,5 eingehende Links pro Blog innerhalb der letzten 6 Monate. Zu diesem Zeitpunkt jammerte die restliche Blogszene schon lange über einen Rückgang der Verlinkungen. Bei den wissenschaftlichen Blogs kam diese Trendwende dann im November. Durchschnittlich nur noch 68,7 Links brachten die Blogcharts-Blogs zusammen.

Im Januar sank der Wert auf 60,1 und ist aktuell in der Rangliste vom Mai 2009 auf 53,2 Links gesunken. Insgesamt ist im Vergleich zum Höchststand im September 2008 ein Rückgang um 36% zu verzeichnen.

Die Entwicklung nochmal anschaulich:

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Wie ich drüben im Wissenschafts-Café bereits geschrieben habe, ist die zunehmende Popularität von Twitter sicher ein Grund für diesen Rückgang. Vor einigen Wochen hatte ich bereits die twitternden Wissenschaftler aufgelistet und es dürften zwischenzeitlich deutlich mehr geworden sein.

Bitte kein Krisengerede!

Allerdings wäre es – so meine Wahrnehmung – absolut falsch von einer Krise der (wissenschaftlichen) Blogs zu sprechen.2 Die Zahl der wissenschaftlichen Blogger steigt langsam, aber kontinuierlich. Und die Diskussionen in den Blogs sind lebendiger, als je zuvor.

Blogs funktionieren – gerade im wissenschaftlichen Kontext – wunderbar!

Blogs funktionieren genauso wie sie gedacht waren: als schnelles, flexibles Publikationsformat, das den Autor stärker in den Vordergrund stellt, als wir es von den klassischen Medien gewohnt sind. Lediglich mit den Links, die von Blogs auf andere Blogs verweisen, hapert es. Was ich dennoch bedauerlich finde.

Aber vielleicht findet sich ja – um die nächste Ausgabe der Blogcharts wieder mit mehr Aussagekraft auszustatten – ein Weg, um auch die Diskussions- und Verlinkungsströme bei Twitter sichtbar zu machen? Wer hat Ideen, wie man das Problem lösen könnte?3


  1. Technorati, das zur Erklärung, wertet die Links aus, die innerhalb der jeweils letzten 180 Tage auf das jeweilige Blog verweisen. Leider ist der Dienst in den letzten Monaten deutlich unzuverlässiger geworden. []
  2. Wie es jüngst die FAZ wieder getan hat, nachdem Robert Basic seinen Blog verkauft hatte, die Medienlese schlechte Nachrichten verkündete und auch Frank Westphal das vorläufige Ende von Rivva bekanntgegeben hatte. []
  3. Im Grunde geht es lediglich darum, für die 40-50 in Frage stehenden Blogs die Tweetbacks aus dem Twitterstrom herauszufiltern und aufzulisten. []

2 Gedanken zu „Twitter als Linkkiller? Die Entwicklung der Verlinkungen in der wissenschaftlichen Blogosphäre“

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