Barcamp München » Das Web 2.0 und das Recht und Nachbetrachtungen zur „Free Burma“-Aktion | Barcampnotiz II

Wer glaubt, beim Barcamp sei vorrangig Blogger-Small-Talk betrieben worden, der irrt. Es wurde tatsächlich engagiert diskutiert und es gab eine Vielzahl spannender Themen, die in den einzelnen Konferenzräumen behandelt wurden. Denn im Zentrum eines Barcamps stehen selbstverständlich die sog. Sessions. Wer glaubt, ein interessantes Thema vorstellen zu können, der präsentiert am morgen kurz seine Idee, woraufhin der vorläufige Ablaufplan und die Raumverteilung erstellt wird.

Im Zusammenhang mit dem "Free Burma"-Aktionstag hatten Robert Basic, Benedikt Köhler und ich bereits im Vorfeld vereinbart, daß wir – falls Interesse besteht – hierzu eine Nachbetrachtung anbieten können. Benedikt präsentierte seine Ergebnisse bzgl. der Netzwerkentwicklung, wobei besonders die unterschiedlichen Strukturbildungen innerhalb der einzelnen nationalen Blogosphären (Italien, Frankreich, Deutschland…) auffielen. Außerdem wurde offensichtlich, daß die nationalen Blogosphären untereinander nur über einzelne "Brückenköpfe" sehr schwache Verbindungen unterhalten.

Robert skizzierte kurz aus seiner Sicht, wie man – einen mehrwöchigen Planungszeitraum vorausgesetzt – eine größer angelegte (globale?) Aktion angehen müßte. Um die Botschaft bzw. message wirklich effektiv zu verteilen, sieht er kaum Alternativen zu einem kleinen quasi-professionellen Planungsstab, der verantwortlich die Kernaufgaben übernimmt und koordiniert. Für eine spontane Aktion binnen weniger Tage, ist das selbstverständlich nicht möglich. Dennoch kann man aus dem "Free Burma"-Projekt natürlich gewisse Schlußfolgerungen ableiten, wie idealerweise ein solches Vorhaben in Zukunft koordiniert werden sollte.1

Ich selbst habe kurz die zentralen Motive präsentiert, weshalb sich Blogger oder Webmaster an der Aktion beteiligt haben. Im zweiten Teil habe ich einige Gründe vorgestellt, die einzelne Blogger zur Ablehnung des Projekts artikuliert haben. Die von mir präsentierten Argumente beruhen bislang aber nur auf meiner eigenen vorläufigen Sichtung von einschlägigen Blogbeiträgen. Um hier bessere, fundiertere Aussagen treffen zu können und v.a. um auch abschätzen zu können, wie Online- und Offline-Engagement korrelieren, haben Benedikt und ich einen Onlinefragebogen entworfen, auf den ich hier bereits hingewiesen habe. Interessant war – das nebenbei – Franz Patzigs Anmerkung, daß er einen Großteil der Kritiker2 schon im Vorfeld hätte benennen können. Man kennt sich untereinander. ;-)

Hier meine Präsentation, die auch einige beispielhafte Blogzitate beinhaltet:

 


Die unendliche Geschichte: Das Web 2.0 und das Recht

Wenn zwei oder mehr Blogger zusammenkommen, dann kann man vermutlich Wetten darüber abschließen, wann das Gespräch auf die leidige Rechtsfrage kommt. Urheberstreitigkeiten, Steitfälle wg. Beleidigungen, Abmahnungen… alles allzu bekannte Themen. Am Barcamp war hierzu ein ausgewiesener Experte vor Ort; RA Henning Krieg wies in insgesamt drei Sessions darauf hin, daß man gerade im Online- und Blogbereich nicht zu blauäugig sein dürfe. Die erste Session befasste sich zunächst aber mit weitgehend ungeklärten Rechtsfragen, wenn es um die Sphäre von "Real Life" und anderen Metaversen geht. Denn: welchem (nationalen?) Recht unterliege ich, wenn ich als deutscher Staatsbürger bspw. in "Real Life" eine Firma eröffne, dort die Geschäftssprache Englisch ist und ich vorrangig "Geschäfte" mit amerikanischen Staatsbürgern tätige? Es wurde deutlich: die Justiz hat noch erheblichen Nachholbedarf, um hier einigermaßen Rechtssicherheit und Verläßlichkeit herzustellen.  

Sind Abmahnungen möglicherweise das einzig wirklich valide Geschäftsmodell im Web2.0?

Die Sessions 2+3 wurden von Henning Krieg unter anderem mit der augenzwinkernden Bemerkung angekündigt, daß möglicherweise Abmahnungen das einzig wirklich valide Geschäftsmodell im Web2.0 darstellen. Um genau diese Frage drehte sich Teil 3: was ist eine Abmahnung, wie darauf reagieren, welche Fallstricke und welche Vorsichtsmaßnahmen gibt es? Zuvor wurden Fragen der Impressumspflicht und der Kommentarhaftung – Stichwort: Mitstörerhaftung – besprochen. Insgesamt wenig Neues für mich, aber kompetent und spannend von Henning Krieg dargeboten. Man möchte es fast glauben: Jura ist Rock’n’Roll.3  ;-)



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  1. Die Session wurde von Roman Hanhart kurz protokolliert und kommentiert. Hier auf Yoda’s Blog. []
  2. Und wohl v.a. diejenigen, die durch den Vorwurf der Linkprostitution eher unangenehm und wenig konstruktiv aufgefallen waren. []
  3. So die Bemerkung Hennings, wenn ihn mal wieder ungläubige Bloggeraugen fast fassungslos anblickten… []

4 Gedanken zu „Barcamp München » Das Web 2.0 und das Recht und Nachbetrachtungen zur „Free Burma“-Aktion | Barcampnotiz II“

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