Die Politik und das Web2.0 » Politprominenz & Blogger-Smalltalk auf dem BlogCamp 3.0 | Werkstattnotiz 113

Die Politik scheint derzeit mehr und mehr die verschiedenen Spielarten des Web 2.0 und der dialogischen Kommunikation zu entdecken. Und spätestens als man hierzulande bemerkte, daß die Kandidaten des US-Vorwahlkampfs ihre Anhängerschaft auch über Weblogs und Twitter mobilisieren, scheinen immer mehr Vorbehalte der politischen Klasse wegzufallen.

Und wenn irgendwann sogar noch die letzten kalten Krieger der schreibenden Zunft begriffen haben, daß nicht das Medium per se, sondern immer nur dessen Nutzungsweise kritisiert werden sollte, dann steht einer Politik 2.0 nichts mehr im Wege. Bis dahin müssen wir wohl mit den hämisch-inkompetenten Statements leben, wenn ein SPD-Politiker (so wie jüngst Hubertus Heil) den schnellen Info-Kanal Twitter nutzt.

Wie schön, daß es es dennoch einige Pioniere der unkonventionellen Polit-Kommunikation gibt. Moritz Leuenberger (Schweizer Bundesrat, dienstältestes Mitglied der Schweizer Regierung und zuständig für das Ministerium bzw. Department für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation) ist so ein Vorreiter. Seit knapp 2 Jahren schreibt er regelmäßig in seinem Blog.

BlogCamp 3.0

Bundesrat Leuenberger auf dem Schweizer BlogCamp

Und am heutigen Freitag tut Leuenberger noch einen weiteren Schritt: er nimmt nun wirklich Tuchfühlung auf zu den Lesern und Diskussionspartnern aus der Blogosphäre, die er bislang nur virtuell kannte. Beim Schweizer BlogCamp in Zürich wird Moritz Leuenberger zu Gast sein und ein wenig über seine Erfahrungen berichten.

Und in seinem Blog schreibt er – wie ich finde sehr glaubhaft und sympathisch:

Trete ich an einer öffentlichen Veranstaltung auf, kann ich mir meistens gut vorstellen, was für Leute ich antreffen werde. […]

Ganz anders aber ist es beim Blog. Ich kann mir die Bloggemeinde eigentlich überhaupt nicht vorstellen und wenn ich es doch versuche, so fürchte ich, mir auch da ein völlig falsches Bild zu machen. Einige Kommentatoren outen sich zwar mit vollem Namen. Andere aber verwenden Abkürzungen oder Fantasienamen. Ich weiss dann nicht mal, ist es eine Frau oder ein Mann?

Um dieser quälenden Ungewissheit eine Ende zu bereiten, folge ich der Einladung von campus 3 und krabble aus dem Sommerloch in den blogcamp. Ich nehme mir also nächsten Freitag etwas Zeit, um zu sehen, mit welcher Art Menschen ich denn eigentlich seit anderthalb Jahren kommuniziere.

Ich bin selbst hier in Zürich und bin gespannt auf den bloggenden Bundesrat. Ansonsten freue ich mich auf das Wiedersehen mit alten Bekannten und das Treffen mit Bloggern, denen auch ich bislang nur virtuell begegnet bin. Wenn nichts dazwischenkommt werde ich Ali Arbia, Andreas Kyriacou und wohl Michael Gisiger treffen. Ich bin gespannt! :-)1

Und, fast hätte ich’s vergessen: ich werde (falls Interesse besteht) einen kleinen Vortrag zu wissenschaftlichen Blogs halten – über die Diskussionen des Workshops werde ich natürlich berichten.



  1. Und wie man dem Rauschen in der Blogosphäre entnehmen kann, sitzen auch schon weitere Konfererenzteilnehmer in den Startlöchern. []

4 Gedanken zu „Die Politik und das Web2.0 » Politprominenz & Blogger-Smalltalk auf dem BlogCamp 3.0 | Werkstattnotiz 113“

  1. Nur um das klar zu stellen: Weil Du auf mich linkst mit den Worten „hämisch-inkompetenten Statements“: Ich teile diese negative Einschätzung der Twitter-Aktivitäten von Hubertus Heil selbstverständlich nicht. Mein Artikel stellt heraus, wie inkompetent über Twitter berichtet wird. Jemand, der den Link nicht anklickt, sondern nur schaut, wo er hinführt, könnte meinen, ich habe ein hämisch-inkompetentes Statement abgegeben. ;-)

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  2. @Markus:

    Oh ja, vollkommen richtig. Wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, als hättest Du dich in dieser Weise geäußert. Dein Blogartikel kommentiert die abfälligen Kommentare, die Heil seitens mancher Journalisten geerntet hat.

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  3. @Sifu:

    Bei Moritz Leuenberger ist es wohl so, daß er die Texte tatsächlich selbst schreibt. Ich halte seine Erläuterungen am BlogCamp für glaubwürdig – wie es andere bloggende Politiker halten, weiß ich freilich nicht.

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