Geschichten der Wissenschaft » „DFG Science TV“ gefällt und verkennt doch das dialogische Potential des Web 2.0

Wo findet Wissenschaft statt, was sind ihre Themen und wozu ist das alles gut? Wer Antworten auf solche und ähnliche Fragen sucht, dem sei „DFG Science TV“ empfohlen. Auf diesem neuen Online-Wissenschafts-Portal präsentiert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zehn außergewöhnliche Forschungsprojekte, die illustrieren, daß Wissenschaft eine hochspannende Angelegenheit ist.

Wenn Wissenschaft bzw. wissenschaftliche Institutionen versuchen, sich und ihre Arbeit gegenüber der interessierten Öffentlichkeit darzustellen, dann wirkt das häufig etwas bemüht und unbeholfen.1 Ganz anders im Fall des diese Woche gestarteten Projekts, das auf den Namen „DFG Science TV“ hört.2 Die Website ist ansprechend und professionell gestaltet. An der Übersichtlichkeit und der selbsterklärenden Navigationsstruktur gibt es nichts zu bemängeln.3

„DFG Science TV“ ist kein weiteres Forscher-Youtube. Die Wissenschaftsstorys sind hochprofessionell gefilmt, in handliche Episoden verpackt und sollen neugierig machen…

Die Besonderheit an der Sache ist allerdings, daß es sich nicht um ein beliebiges Forschungs-Video-Portal handelt, auf dem Wissenschaftler in kurzen Filmchen ihre Arbeit erklären.

Das DFG-Projekt kann mit einer durchaus raffinierten Idee punkten: die zehn ausgewählten Forscherteams werden nämlich nicht in einem Stück, sondern häppchenweise vorgestellt. Jede Woche gibt es ein dreiminütiges Kurzvideo, das aber jeweils nur einen Teil der ganzen Geschichte darstellt. Woche für Woche gibt es also eine Episode der Wissenschaftsstory zu sehen, die sich dann sukzessive in den nächsten zwölf Wochen entfaltet. Es sollen also ganz bewußt Geschichten erzählt werden und so soll auch sichtbar werden, daß es sich bei Wissenschaft um einen (Erkenntis-)Prozeß handelt.

Mir gefällt diese Idee ehrlicherweise sehr gut und die Umsetzung ist durchaus ansprechend. Wenn man sich einige der Filme ansieht, so merkt man freilich, daß das Angebot v.a. auf Jugendliche zugeschnitten ist. (Aber auch Zeitgenossen jenseits des Teenageralters kommen auf ihre Kosten!)

Und in der Pressemitteilung zum Start steht auch :

„Wir brauchen das Interesse junger Leute, um den wissenschaftlichen Nachwuchs sicherzustellen“, erläutert DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner. „Wir müssen neue Wege gehen, um zu vermitteln: Forschung ist spannend.“

Kein Wunder, daß sich bei dieser Zielsetzung die vertretenen Projekte vornehmlich aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften rekrutieren. Das reicht von Wissenschaftlern der TU Dresden, denen die Kamera dabei zugeschaut hat, wie sie an einem Verbundstoff aus Glasfasern und Beton tüfteln bis zur Arbeit der Teams der Forschungsstation „Estación Científica San Francisco“, die in den tropischen Bergregenwäldern Ecuadors nach Lösungen suchen, wie der Erhalt dieses Ökosystems mit den Bedürfnissen der Bevölkerung in Einklang gebracht werden kann.

Auswahlkriterien: Nutzwert und Exotik?

Wann ist Forschung „filmtauglich“? Offenbar ist es von Vorteil, wenn eine Portion Abenteuer und Fernweh mit dabei sind.

Es wird schnell deutlich, daß die ausgewählten Projekte eines gemeinsam haben: sie zeichnen sich durch einen konkreten Problemlösungbezug aus und sie repräsentieren Wissenschaft von ihrer abenteuerlichsten, exotischsten Seite. Auf Nachfrage heißt es, daß die „Filmtauglichkeit“ den Ausschlag dafür gab, welche Projekte präsentiert werden.

Das mag ich gar nicht in Abrede stellen, aber das Kriterium „filmtauglich“ heißt ganz offenbar, daß Forschung genau dann vorzeigbar ist, wenn sie entweder in fernen Ländern stattfindet oder zumindest hierzulande Lösungen für drängende Probleme verspricht.

Das soll die Wichtigkeit der vertretenen Forschungsprojekte wirklich nicht in Abrede stellen, auffallend ist es dennoch, daß von zehn Wissenschaftlerteams gleich vier Stück im Ausland tätig sind, drei an drängenden gesellschaftlichen Problemen hierzulande arbeiten und zwei weitere Teams sich darum bemühen, wie man Robotern das Gehen oder das Ausräumen der Spülmaschine beibringt.

Sind Kultur- und Geisteswissenschaftler nicht sexy genug?

Spiegeln die dargestellten Projekte wirklich die Bandbreite der DFG-Forschung wider? Wissenschaftler, deren Arbeit keinen direkten Nutzwert abwirft, werden mit der Auswahl nicht ganz glücklich sein.

Ich könnte mir vorstellen, daß innerhalb der DFG diese Auswahl durchaus Kritik findet. Denn ginge es nicht auch darum, tatsächlich die Bandbreite der Forschungslandschaft darzustellen? Ist es für eine filmische Aufbereitung vollkommen undenkbar, wenn sich etwa Historiker auf die Suche nach unseren kulturellen Wurzeln machen? Sind Linguisten, Kultur- und Gesellschaftswissenschaftler weniger sexy?

Daß Wissenschaft sich wünschenswerterweise durch einen handfesten gesellschaftlichen Nutzwert auszeichnet, wird den Zusehern von „Science TV“ jedenfalls deutlich vermittelt. Die unzähligen Wissenschaftler, die in der Grundlagenforschung tätig sind und diejenigen, deren Arbeit einen weniger offensichtlichen Mehrwert abwirft, werden möglicherweise etwas mit der Auswahl hadern.

Dennoch: spannende, sehenswerte Forschung

Nichtsdestotrotz: die präsentierten Teams machen wirklich faszinierende Arbeit und es lohnt sich auf alle Fälle, die Projektwebsite zu besuchen. Dort kann man die kommenden Wochen dann mitverfolgen, wie etwa das Projektteam „Megastädte“ unter der Regie von Prof. Dr. Frauke Kraas4 sich mit Fragen von Infrastruktur, Müll, Recycling oder den Machtverhältnissen in rasend schnell wachsenden Metropolen beschäftigt. Oder wie es auf der Website heißt:

„Das Forscherteam vom Geographischen Institut der Universität zu Köln untersucht in Zusammenarbeit mit KollegInnen weiterer deutscher und ausländischer Universitäten die drei Megastädte Delhi in Indien, Dhaka in Bangladesh und Pearl River Delta in China. Sie beobachten, kartieren, analysieren und führen Interviews mit den Menschen auf den Straßen und besuchen sie in ihren Häusern und Hütten, um die rasante Entwicklung der Millionenstädte, deren Akteure und Regelhaftigkeiten zu verstehen.“

Genauso interessant, aber ebenfalls ein Beispiel dafür, welche Projekte ausgewählt wurden, ist das „German Apsara Conservation Project (GACP)“. Dahinter verbirgt sich das Team vom Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der FH Köln, das sich seit 1997 um die Restaurierungsarbeiten des Weltkulturerbes „Angkor Wat“ bemüht. Aber auch alle anderen „Film-Tagebücher“ sind einen Besuch wert.

dfg-science-tv

Und wo bleibt das Web 2.0?

Um es nochmal zu verdeutlichen: die Idee ist klasse, die Umsetzung professionell. Es dürfte auch nicht ganz billig gewesen sein, dieses Projekt zu stemmen. Insofern ein großes Kompliment an die Beteiligten. Zur eigenwilligen Auswahl der Teams, habe ich ja bereits etwas angemerkt und denke, daß in dem Zusammenhang auch DFG-intern Kritik laut werden wird.

Auffallend ist natürlich auch, daß solche Komponenten, die üblicherweise unter dem Etikett „Web 2.0“ gebündelt werden, fast gänzlich fehlen. Das Format basiert fast vollständig auf der konventionellen Web1.0-Logik. Es gibt ein (gut gemachtes) Angebot und es gibt Rezipienten, die sich günstigstenfalls dafür interessieren. Abgesehen von der Möglichkeit die einzelnen Episodenfilme auf einer Skala von 1-5 zu bewerten, gibt es aber keine Feedback- oder Mitmachmöglichkeit.5

Schade, daß man der Zielgruppe, den „digital natives“, nicht größeres Vertrauen entgegenbringt. Leider basiert das Portal zu 100% auf der Web-1.0-Logik.

Ich bin darüber fast etwas erstaunt, denn die anvisierte Zielgruppe6 sind doch just die „digital natives“, für die Blogs, RSS oder das Einbinden von Videos in die eigene Website nicht fremd ist.7

Auf meine Anfrage, weshalb solche Features nicht berücksichtigt wurden, erhielt ich die Antwort, daß sowohl das zur Verfügung stellen von „Embedding-Codes“, als auch RSS aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei.8 Außerdem vertritt man offenbar die Ansicht, daß die Inhalte nur im Kontext der Website verständlich und sinnvoll sind. Was zu befürchten gewesen wäre, wenn einige Wissenschaftsblogger solche Videos integriert hätten, weiß ich allerdings nicht…

Blogs sind vor allem Arbeit?!

Die Tatsache freilich, daß man keine Möglichkeit bietet, auf der Website oder in einzelnen „Projektblogs“ direkt mit den Forschern in Kontakt zu treten, finde ich ebenso bedauerlich. Die Auskunft, weshalb hier kein Dialog, sondern nur die Einbahnstraße gewählt wurde, lautet:

„Zusätzlich ist der Aufwand schon für die Filme immens […] und wir konnten noch nicht absehen, ob Blogs oder ähnliches für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überhaupt zeitlich noch in Frage kommen – schließlich forschen diese Menschen als Allererstes einmal.“

Diese Antwort9 ist in meinen Augen v.a. eines: sie ist ehrlich. Kurzsichtig und ein wenig unverständlich finde ich es dennoch. Denn man betreibt ja bereits einen enormen Aufwand, finanziell wie personell – nach Angaben des Tagesspiegel hat man sich das Portal 300.000 Euro kosten lassen. Und dann soll der Zusatzaufwand für „Projektblogs“, die ja zunächst mal nur drei Monate laufen sollen, den Rahmen sprengen?

Wäre der Aufwand für begleitende Blogs wirklich zu groß? Man investiert doch bereits viel Zeit und Geld…

Klar: Forscher sollen zuerst mal forschen, dafür werden sie bezahlt. Aber ich behaupte erstens, daß die einzelnen Teams ja bereits jede Menge Ressourcen investiert haben und zweitens, daß sie durch und in Blogs auch jede Menge positives Feedback bekommen könnten.

Einerseits Anerkennung und Dank für ihre Arbeit. Andererseits könnten die Forscher auch erleben, spüren, wahrnehmen, daß ihre Tätigkeit „ankommt“.

Schade, daß man in dieser Phase den Forschern (wie ich glaube aus Unkenntnis) die Möglichkeit nicht bietet, mit den interessierten Webpassanten da draußen in Kontakt zu treten. Es wäre für beide Seiten lehrreich. Und daß es (es handelt sich jeweils um Teams mit mehreren Mitarbeitern!) zuviel verlangt wäre, sich einmal am Tag 20 min. um Kommentare zu kümmern, kann mir niemand erzählen. Und dann gibt es ja immer noch die DFG-Redakteure, die hier betreuend, unterstützend, Fragen beantwortend, eingreifen könnten.

Vielleicht, liebe DFG, ja das beim nächsten Mal. Für den Anfang, ist die Website ganz gut, aber es besteht noch Luft, nach oben – das Web 2.0 bietet noch deutlich mehr Raum für spannende, interaktive Wissenschaftskommunikation.


[Update: 16.00 Uhr]

Ich lese eben erst die Pressemitteilung zum Start von „DFG Science TV“ und dort steht bzgl. der Motivation für das Projekt:

„Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung von Internet-Plattformen mit Bewegtbildern und den veränderten Nutzergewohnheiten vor allem junger Menschen entschloss sich die DFG, für das Internet geeignete Kurzfilme aus der Wissenschaft produzieren zu lassen und über eine eigene Plattform verfügbar zu machen.“

Umso erstaunlicher, daß man (da man offenbar von den „veränderten Nutzergewohnheiten […] junger Menschen“ Kenntnis hat) dennoch etwas halbherzig an die Sache herangeht.

Wie gesagt: ich wünsche dem Portal den nötigen Erfolg und vielleicht gibt es ja im Herbst eine Zweitauflage. Dann aber bitte mit den erwähnten Web2.0-Features. Falls Ihr, liebes DFG-Projektteam, dahingehend Beratung braucht: ich stehe gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. ;-)



  1. Klar, Wissenschaftler müssen exzellente Forscher sein, das Talent zur Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache ist glücklicherweise (noch?) sekundär. []
  2. Über den Titel könnte man allerdings streiten. Wirklich pfiffig ist er nicht… []
  3. Auch andere Wissenschaftsblogger haben bereits auf den Start von „DFG Science TV“ hingewiesen. So etwa der Fischblog, Sciblog und Scienceblogs. []
  4. Die seit 2000 als Professorin für Stadt- und Sozialgeographie an der Uni Köln lehrt. []
  5. Was ja auch bei anderen Wissenschaftskommunikations-Versuchen, selbst wenn sie „Blog“ heißen, nicht selbstverständlich ist. []
  6. Es wird ja nicht verheimlicht, daß es u.a. darum geht junge Erwachsene eventuell für ein Studium zu begeistern… []
  7. Gerade die Inhalte und Videos würden sich im Web2.0-Kontext für spannende, qualitativ hochwertige Mash-Ups eignen. []
  8. Warum lassen sich solche Portale nicht auch unter einer CC_Lizenz durchführen? []
  9. Besten Dank für die nette Antwort an das Projektteam/Öffentlichkeitsarbeit der DFG. []

18 Gedanken zu „Geschichten der Wissenschaft » „DFG Science TV“ gefällt und verkennt doch das dialogische Potential des Web 2.0“

  1. Das “DFG Science TV” ist in der Tat eine spannende Angelegenheit und bietet den jeweiligen Forschungsprojekten eine gute Möglichkeit einem weiteren Kreis ihre Forschungsarbeit näher zu bringen.
    Über die mangelnde Integration von Web 2.0-Funktionalitäten kann man allerdings nur den Kopf schütteln.
    Das Minimum wären RSS-Feeds und die Möglichkeit der Videoeinbindung auf anderen Websites gewesen.

    Wissenschaft im Web 2.0 hat großes Potential, darüber sind wir uns alle einig. Hier wurde es grandios ignoriert. Schade. Trösten wir uns mit den Inhalten, die ich mir trotzdem beizeiten ansehen werde. Als Hispanist hab ich mir natürlich gleich mal den Beitrag zum bedrohten Bergwald in Ecuador angeschaut, der eine gute, kurze Einführung in die Problematik gibt. Ich bin schon gespannt auf die dortigen Fortsetzungen (über die ich mich ja leider nicht per RSS-Feed informieren lassen kann ;-).

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  2. Mir gefällt das Ding ja auch ziemlich gut. Aber eine Benachrichtigung über neue Folgen per RSS wäre doch – wie Du anmerkst – das mindeste.

    Und wenn ich mir bedenke, daß offenbar stolze 300.000 Euro investiert wurden, dann sollte es auch nicht daran scheitern, daß man während der Laufzeit meinetwegen einen zusätzlichen Redakteur abstellt (ach was, eine halbe Stelle reicht doch… ich biete mich hiermit an), um ggf. die Kommentare zu moderieren. Die Hauptarbeit, die Auswahl der Projekte, die Entwicklung ihrer „Geschichten“, das Drehen, Schneiden etc., ist ja geleistet.

    Doch das war die Pflicht; das Sahnehäubchen für die Kür hat man leider vergessen.

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  3. Hallo Marc,

    ich kann das Fehlen der Web 2.0-Elemente teilweise nachvollziehen: Das Moderieren von Blogkommentaren beispielsweise bedeutet ja schon einen gewissen personellen, und damit regelmäßigen Aufwand. Aber zumindest das Fehlen der RSS – Funktion und die damit verbundenen Fehlende Einbindung in iTunes und auch die fehlende Möglichkeit die Inhalte in andere Seiten einzubinden ist wohl eher auf die falsche Auswahl der Medienagentur zurückzuführen, und wird letztlich Auswirkungen auf die Reichweite (und damit den Erfolg der Kampagne haben). Sozusagen Podcast 1.0.

    Letztlich finde ich die Videoblogs zum 175-Jährigen Bestehen der Uni Zuerich überzeugend, auch wenn die Filme und das Portal nicht ganz so professionell aussehen und das ganze sicherlich etwas billiger war: Link zum Blogpost

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  4. @Johannes:

    Die Tatsache, daß Blogs oder zumindest das Anbieten einer Kommentarfunktion auch einen gewissen Aufwand darstellt, ist ja unbestritten. Wenn ich mir allerdings den stattlichen Gesamtetat (300.000,- Euro) ansehe, dann wäre die redaktionelle Betreuung eines oder mehrerer solcher Blogs durchaus zu leisten.

    Und Du sprichst genau den Mehrwert an:

    … die fehlende Möglichkeit die Inhalte in andere Seiten einzubinden […] wird letztlich Auswirkungen auf die Reichweite (und damit den Erfolg der Kampagne haben).

    Einerseits erhöhen Web2.0-Komponenten die Sichtbarkeit, andererseits zeigen sie Feedback an, d.h. die beteiligten Forscher und auch das Redaktionsteam könnte sich an sicherlich vielen positiven Reaktionen erfreuen. Das ist gar nicht zu unterschätzen.

    Und, das nebenbei: das ist der erste Versuch, läuft also als Pilotprojekt. Und was wäre besser geeignet, um ggf. für Folgeprojekte zu lernen? Na? :-)

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  5. @Johannes:

    Ah, du erwähnst die ETH-Blogs. Dazu wollte ich schon vor 2 Wochen was schreiben. Folgt aber umgehend. Ich bin da nicht ganz Deiner Meinung. Zwar freue ich mich über die bloggenden Schweizer Kollegen, sehe aber in der Umsetzung auch einige Schwächen…

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  6. Dass die Kommentarfunktion fehlt, finde ich absolut nachvollziehbar, ja sogar richtig. Forscher sollen erst einmal forschen. Erst recht von den im Ausland Aktiven kann niemand verlangen, sich täglich eine Stunde ins Internetcafé zu setzen, um Zuschauerfragen zu beantworten. Denn einen Dialog zu führen heißt ja, so zeitnah wie möglich zu reagieren. Und wenn von interessierten Zuschauern ernste, tiefgehende Fragen kämen, müssten diese auch sehr ernsthaft und langwierig beantwortet werden – ein echter Zeitfresser!

    Etwas bedenklich finde ich allerdings, dass so glänzend aufgemachte Filme letztlich nicht mehr als PR wahrgenommen werden, sondern gleichberechtigt neben journalistischen Produkten stehen. In einer Zeit, in der in deutschen Medienbetrieben immer billiger produziert werden muss, wird der Blick von außen abgelöst durch die perfektionierte Öffentlichkeitsarbeit von innen. „DFG Science TV“ ist und bleibt letztlich eine Werbekampagne, ganz unabhängig davon, wie gut und informativ sie gestaltet ist.

    Wo sind eigentlich ARD und ZDF in dieser Situation? Warum ist da niemand, der die deutsche Forschungslandschaft nach schönen filmreifen Themen scannt und diese in vergleichbarer Aufmachung ins „normale“ Fernsehen bringt? Man kann „DFG Science TV“ etwas zugespitzt als Warnung an die deutschen Medien verstehen: „Wenn ihr uns nicht mehr wahrnehmt, machen wir es eben selbst.“ Wäre ich TV-Redakteur eines öffentlich-rechtlichen Senders, würde mich dieser Trend stark beunruhigen…

    P.S.: Und bevor ich es vergesse, nein, Geisteswissenschaften sind nicht sexy. Sorry, aber die will in bewegten Bildern nun wirklich keiner sehen. ;-)

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  7. @Stefan:

    Bezüglich des Aufwands für begleitende Blogs bin ich tatschlich anderer Meinung. Denn mir schweben ja keine eigenständigen Blogs und Beiträge vor, die die Forscher selbst befüllen müßten. Sondern eben lediglich einen kurze Zusammenfassung des jeweiligen Filminhalts, der ja ohnehin vorliegt.

    Und falls dann eben Fragen und Feedback kommen, dann ist das auf alle Fälle mit weniger Zeitaufwand zu meistern. Bestärkt die teilnehmenden Teams aber vielleicht darin, daß es richtig war, sich hier zur Verfügung gestellt zu haben und/oder bringt Lerneffekte, was evtl. zu verbessern wäre etc. Und die meisten Teams sitzen ja hier in Deutschland ohnehin an ihren Instituts-Rechnern und auch von den ausländischen Forschern geht (so denke ich) kaum einer ins Internet-Cafe. Wenn dem so wäre, dann wäre das tatsächlich ein Aufwand, den ich für diesen Sonderfall nicht einfordern würde.

    Der andere Punkt, den Du ansprichst, nämlich das Verwischen der Grenzen zwischen Forschungs-PR, Journalismus und Wissensvermittlung ist allerdings sehr spannend. Das müßte man sich wirklich detaillierter ansehen – wäre das nicht ein eigenes sozialwissenschaftliches Forschungsprojekt. ;-)

    Ich stimme Dir vollkommen zu, daß es der DFG um Selbstdarstellung geht. Das ist natürlich auch legitim. Die Frage ist, wie andere Akteure in dem Feld darauf reagieren, ob „DFG Science TV“ erst aus der Not heraus geboren wurde, da man sich seitens der DFG nicht mehr angemessen im Angebot anderer Medien wiederfand etc.

    Naja, viele Fragen. Aber ich hätte mir wirklich gewünscht, daß sie sich wenigstens in einem der zehn Filmprojekte an einem geistes- oder kulturwissenschaftlichen Thema versucht hätten. Die Herausforderung wäre m.E. größer, als die respektable Arbeit von Forschern im tropischen Regenwald in Bilder zu verpacken… Und man könnte ja vielleicht doch beweisen, daß Geisteswissenschaftler/innen auch filmtauglich sind. :-)

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  8. Mit marumTV und TUDTV haben zumindest zwei Teilprojekte begonnen, ihre Filme auch bei youtube zu veröffentlichen. Siehe: http://de.youtube.com/user/marumTV und http://de.youtube.com/user/TUDTV.

    Es spricht viel dafür, alle und alle weiteren DFG-Filme zusätzlich zur DFG-Webseite auch in einem DFG-Science-TV-Kanal auf youtube zu posten. Die dortige Community ist weltumspannend & fast kostenlos für die DFG.

    Wie es auch gehen kann, zeigt TED mit eigener Webseite – http://www.ted.com – einerseits und TED-youtube-Kanal – http://de.youtube.com/user/TEDtalksDirector – andererseits.

    Ich denke: Hauptsache, die Filme werden gefunden, gesehen und empfohlen. „Wo“ das geschieht ist nachrangig.

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  9. @Jens:

    Danke für die Info und die Links. Und die TED-Talks sind ja ohnehin ein Web-Mythos. ;-)

    Aber nochmal zu den beiden Projekten, die nun doch bei Youtube eingestellt sind: ich bin darüber etwas irritiert, denn ich habe diesbezüglich ja genau nachgefragt und habe die Antwort bekommen, das sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich und auch nicht erwünscht, da durch das Herauslösen der Videos aus dem Science-TV-Kontext die notwendigen Hintergrundinfos fehlen würden…

    Da ich mir kaum vorstellen kann, daß die beiden Teilprojekte hier ohne Absprache mit der DFG agieren, ist wohl die Auskunft der Redaktion bzw. Pressestelle falsch. Auch wieder was gelernt.

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  10. Ich kann Markus nur zustimmen. Dass Web 2.0 Funktionalitäten nicht integriert wurden kann ich ebenfalls nicht so ganz nachvollziehen. Trotz des höheren Aufwandes – wie ja schon diskutiert wurde – würde das aus meiner Sicht einen großen Mehrwert bieten. Das würde man sicherlich auch an den Besucherzahlen und der Interaktion merken… ;)

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  11. @jim:

    Ja, vereinzelt sind inzwischen wohl Videos bei youtube aufgetaucht. Danke für Deinen Link – aber ich sehe dort auf die Schnelle auch nur ein Video. Wünschenswert wäre es ja, wenn sich die DFG dort direkt einen „Channel“ gebastelt hätte oder direkt auf der eigenen Website die einzelnen „embedding codes“ angeboten hätte.

    Naja, vielleicht wird das in den nächsten Tagen ja doch noch nachgeholt… wir sind ja erst bei Woche 6, das Projekt geht ja noch 1 1/2 Monate.

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