Reise- und Konferenzvorbereitungen » Vortragstätigkeiten und Blogosphärenkultur in Berlin | re:publica08 – I

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Ich sitze hier praktisch schon auf gepackten Koffern und tippe noch die letzten Notizen. Die "gepackten Koffer" sind bitte nicht wörtlich zu verstehen. Wenn die Wissenswerkstatt bzw. der Werkstattschreiber auf Reisen geht, dann wird nach alter Väter Sitte ein Rucksack auf die Schultern gehievt. Und – das als Zugeständnis an die digitalen Zeiten – der Laptop wird natürlich in separater Tasche mitgeführt. Wohin mich die Reise führt? Nach Berlin. Die re:publica08 ist mein Ziel. Ich reihe mich also ein in die Reisekarawane der Netznomaden.

Die Konferenz der digitalen Gesellschaft

Die meisten Leser werden vermutlich längst wissen, was sich hinter dem Schlagwort "re:publica" verbirgt. Für alle anderen in Kurzform: bei der "re:publica" handelt es sich um eine Konferenz, die ab Mittwoch in Berlin stattfindet und sich den verschiedensten Aspekten der digitalen Gesellschaft widmet. In Vorträgen und Workshops wird ein recht breites und buntes Themenspektrum aus Medien, Kultur, Politik oder Technik behandelt. Rund 800 Teilnehmer, darunter viele Blogger, Medienschaffende und Netzaktivisten, werden drei Tage lang diskutieren und debattieren. Da darf ich doch keinesfalls fehlen, oder? ;-)

Es ist aber nicht allein die Neugier und der Bedarf an Blogger-Small-Talk, der mich nach Berlin zieht. Es gibt durchaus handfeste Gründe: allen voran die Vorträge und Präsentationen, die ich dort halten werde.

Digitaler Aktivismus 

Es beginnt um Donnerstag mit einer kurzen Präsentation im Rahmen des Panels "Advocacy 2.0: Digitaler Aktivismus – Kampagnen und NGOs im Netz". Dort werde ich zusammen mit Benedikt Köhler einige Ergebnisse unsere Umfrage zur "Free-Burma-Aktion" vorstellen. Da die Zeit begrenzt ist und auch andere Referenten (u.a. Volker Gassner von Greenpeace) dort vortragen, werden wir uns auf wenige Befunde und Thesen beschränken. 

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wird dann Benedikt unsere Farben vertreten und ich bin gespannt, auf welche Resonanz unsere Einsichten stoßen.1

Welche Rolle spielen wissenschaftliche Blogs in der Wissenschaftskommunikation der Zukunft?

Deutlich mehr Zeit steht mir dann am Freitag zur Verfügung, wenn ich ab 15 Uhr im Rahmen eines Workshops meine Thesen zur wissenschaftlichen Bloggerei vorstelle. Eingebettet ist das alles in das Programm der HardBloggingScientists, das dankenswerterweise wieder einmal Steffen Büffel auf die Beine gestellt hat.

Mein Vortrag läuft unter dem übergreifenden Titel "Social Media in der Wissenschaft –  Möglichkeiten und Grenzen einer Wissenschaft 2.0". Tina Günther, Benedikt Köhler und Martin Memmel werden andere Aspekte des Themas beleuchten. Mein Teil wird im wesentlichen meine Überlegungen zu den Chancen wissenschaftlichen Bloggens beinhalten, die ich vor zwei Wochen hier ausführlicher dargestellt habe.

Konstituierende Sitzung "Forschungsgruppe Social Media"?

Einen weiteren Pflichttermin habe ich dann noch am Donnerstagvormittag, wenn sich einige Sozialforscher und Netz- bzw. Web2.0-Wissenschaftler treffen, um sich darüber auszutauschen, ob und wie eine "Forschungsgruppe Social Media" Gestalt annehmen könnte und sollte.

Die Initiative dazu geht von Benedikt Köhler aus und ich hatte ihm schon vor einigen Wochen signalisiert, daß ich diese Idee für spannend und bedenkenswert halte. Wie ich weiß, hat sich Benedikt bereits einige konkrete Gedanken dazu gemacht und er wird am Donnerstag seine Überlegungen darstellen. Wenn ich mir nur kurz in Erinnerung rufe, wie häufig ich schon über schludrige Studien zum Web2.0 gestolpert bin oder wie dringend geboten auch ein wenig Lobbyarbeit2 für die Blogosphäre wäre, dann sehe ich mich schon jetzt als eifrigen Fürsprecher einer solchen Gruppe.

Der Ankündigungstext für das Treffen liest sich u.a. so:

"Jedes Medium hat eine Arbeitsgemeinschaft oder Forschungsgruppe, die sich um seine Erforschung und die Erhebung von Zahlen kümmert – von IVW, ag.ma bis AGOF. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die großen Medienhäuser auch die Bedeutung des Social Web erkennen und beginnen, es zu vermessen. Nach ihren Kriterien und Interessen.

Wäre es da nicht sinnvoll, diese Angelegenheit selbst in die Hände zu nehmen und eine Forschungsgruppe Social Media ins Leben zu rufen, in der die BloggerInnen sich selbst über die Spielregeln verständigen, mit denen Blogosphäre und Social Networks erforscht und vermessen werden? Zudem könnte eine solche Institution auch als Träger für qualitative wie quantitative Blogstudien agieren sowie als Informationsstelle, die der interessierten Öffentlichkeit zuverlässige Daten über das Web 2.0 zur Verfügung stellt."

Zuhören & zusehen, tratschen & plauschen

Jenseits von diesen festen Terminen und Verpflichtungen, werde ich mich natürlich unters Publikum der re:publika mischen. Der Konferenzort, die "Kalkscheune", scheint (zumindest den Photos von der letztjährigen Konferenz nach zu urteilen) ein idealer Raum für allerlei Gespräche zwischendurch zu sein. 

Das Programm muß ich mir nochmal ganz genau durchlesen und mir meine Favoriten notieren. Eingeplant sind bislang jedenfalls die Podiumsdiskussion zum Thema "Die Qualitätsdebatte: Blogs vs Journalismus?", dort sitzen und diskutieren u.a. Thomas Knüwer, Stefan Niggemeier und Mercedes Bunz – allerdings hat sich keiner der angefragten Old-School-Journalisten zu einer Teilnahme bereiterklärt.3 Dennoch werde ich mit dabei sein.

Später werde ich mich von Jan Schmidt über die Ergebnisse der BILDBlog-Befragung informieren lassen. Der Titel "Führt das Erbe von Wallraff fort!" – Leserschaft, Nutzung und Bewertung des BILDblog" klingt ja mehr als vielversprechend. 

Und am Donnerstag werde ich auch in die Diskussion "Geld verdienen mit Blogs – reloaded / Erfahrungen bisher" reinhören. Auch wenn gerade an dieser Podiumsrunde mancherorts Kritik geäußert wurde, werde ich Sascha Lobo, Thomas Knüwer und Robert Basic durchaus eine Chance geben… 

Re:publica als Magnet und Sammelplatz der bloggenden Netzbewohner

Und unabhängig von den Vorträgen und Diskussionen, von denen ich mir noch einige mehr rauspicken werde, freue ich mich einfach, mal wieder nach Berlin zu kommen. Benedikt hat netterweise eine Unterkunft organisiert, die kaum besser gelegen sein könnte und so werde ich vielleicht morgen schon sanft von entferntem Spreewellen-Geplätscher in den Schlaf geschaukelt.

Tja, aber wichtiger als die Nachtruhe ist das, was in den 3 Tagen passiert: und da freue ich mich auch darauf, daß ich einigen Bloggern und Freunden meiner kleinen Werkstatt mal wieder die Hand schütteln kann (Robert Basic, Jan Schmidt und Co.) und dann bin ich auch sehr gespannt darauf, Steffen Büffel oder den guten bosch4 kennenzulernen, der eigens aus Hamburg anreist.5

Ich bin also ausgesprochen guter Dinge – da darf Don Alphonso so lange schimpfen, wie er mag. Ich wiederhole mich ausgesprochen gerne: "Blogs sind Mensch-Verbindungsmaschinen", das zählt.6

 

 


Hier in der Werkstatt werden also in den nächsten Tagen weniger Artikel zu lesen sein. Ich werde aber natürlich aus Berlin berichten.

  1. Das alles findet im "Großen Saal" statt und ist ab 16:30 Uhr u.U. auch per Live-Stream zu sehen. []
  2. Man bedenke nur einmal die widrigen rechtlichen Rahmenbedingungen unter denen das Web2.0 zumindest hier in Deutschland stattfindet. []
  3. Einzig Giovanni di Lorenzo hatte offenbar soviel Anstand wenigstens abzusagen. Alle anderen waren sogar dazu zu feige. []
  4. Der hoffentlich wohlbehalten von der Ostsee zurückgekehrt ist. []
  5. Sind noch andere Leser und/oder Blogger vor Ort, die ich unbedingt mal kennenlernen sollte? []
  6. Schade ist es, daß die Sprachspielerin diese Woche ihr Staatsexamen in Italienisch hat und deshalb nicht mitreisen kann… []

4 Gedanken zu „Reise- und Konferenzvorbereitungen » Vortragstätigkeiten und Blogosphärenkultur in Berlin | re:publica08 – I“

  1. Das „gut“ vor meinem Namen war doch sicher Dein Aprilscherz, oder?

    Ich bin bin schon in Big B. Wir sehen uns … (Hoffentlich bleibt die Vorfreude nicht das Schönste).

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