Startaufstellung der Scienceblogs » Licht, Schatten und viel Nachholbedarf

Mit Scienceblogs ist ein wirklich vielversprechendes Projekt gestartet. Wissenschaft ist ein Megathema und das interessierte Publikum ist nachweislich vorhanden. Noch aber dämmert die Wissenschaftsblogszene im Dornröschenschlaf. Dabei könnte ein Top-Wissenschaftsblog-Portal den konventionellen Verlags-Wissenschaftsjournalismus gehörig das Fürchten lehren. Was ist, wenn hier in Deutschland ein Science-Blogger einen Pharmaskandal aufdeckt? Was ist, wenn die durchdachteren Analysen zu wissenschaftlichen Innovationen in den Blogs stehen? 

Welche Qualitäten müssen Wissenschaftsblogger haben? Gibt es überhaupt genug Wissenschaftsfreaks?

Die große Frage lautet, ob man ein Wissenschaftsblog-Portal etablieren kann und will (!), das sich wirklich am "Puls der Wissenschaft" befindet. Ich hatte bereits skizziert, daß ein gutes Händchen und viel Gespür nötig ist, um die richtigen Blogger für das Projekt zu begeistern.

Wichtig sind Leute, die tatsächlich mit Herzblut bei der Sache sind. Überzeugungstäter sind gefragt – doch davon stehen bislang viel zu wenige bei Scienceblogs unter Vertrag.

Die Wissenschaftsjournalistin Beatrice Lugger, die das Projekt als "Associate Editor" betreut, ist mit viel Engagement bei der Sache1  – allerdings ist diese positive Begeisterung nicht bei allen Bloggern zu spüren.2 Die jungen, wilden, hungrigen Wissenschafts-Freaks sind deutlich unterrepräsentiert.

Blogger vom Schlage eines Lars Fischer sind Mangelware

Wenn man bedenkt, mit wieviel Witz und Sachkenntnis der umtriebige Lars Fischer seinen privaten Fisch-Blog mit Inhalten füllt, dann vermißt man so eine Figur mehr als schmerzlich. Es ist – ohne den anderen zu nahe treten zu wollen – fast nur Ludmila Carone, die hier wirbelt und wirklich nennenswert aktiv ist. Ludmila (die auch regelmäßig in der Wissenswerkstatt kommentiert3 und diskutiert) ist bei Scienceblogs unter der Adresse "Hinterm Mond gleich links" zu finden. Die Planetologin der Uni Köln ist ein absoluter Aktivposten, hält mit ihrer Meinung nicht hinterm MondBerg zurück und argumentiert sachlich und pointiert. 

Ludmila Carone ist bärenstark und Björn Kröger gewohnt souverän.

Nicht ganz so umtriebig (aber natürlich ebenfalls ein Lichtblick) ist der Paläontologe Björn Kröger, der in bewährter Weise seinen Blog "tiefes leben" betextet. Björn Kröger ist das Paradebeispiel für einen Wissenschaftler, der im Web 2.0 angekommen ist. Er berichtet souverän und unaufgeregt über seine laufenden Forschungsaktivitäten und versteht es, auch Laien einen kleinen Einblick in sein Fachgebiet zu geben. 

Und wenn er über neueste Papers zur Evolution der Arten spricht, komplexe Schaubilder und Stammbäume in seinen Artikel einbindet, dann ist es mir auch egal, daß ich bei solchen Passagen nur wenig verstehe:4

"Giribet liefert den Überblick über den Stand der Forschung bei den Lophotrochozoa zu denen die Anneliden, die Brachiopoden, Bryozoen und Mollusken gehören. Auch wenn die Mollusken zu den artenreichsten Tierstämmen gehören ist doch das Besondere an ihnen, wie an vielen anderen Lophotrochozoa, ihre enorme morphologische Vielfalt. Trotz dieser morphologische Vielfalt ist eine Stammbaumrekonstruktion nicht einfach und die Dinge liegen komplizierter als bei den Ecdysozoa."

Denn es kommt bei Wissenschaftsblogs nicht in jedem Fall darauf an, alles zu 100% zu verstehen. Wenn man eine Ahnung davon bekommt, wie innerhalb einer Fachdisziplin gedacht und gearbeitet wird, welche Vorgehensweisen dort praktiziert werden und womit sich die Forscher befassen, ist das alleine schon wertvoll und lesenswert.

Der beschwerliche Weg aus den Elfenbeintürmen in die Blogarena

Aber leider ist Björn Kröger der einzige, der diesen Part übernimmt. Es gibt zwar auch noch den Blog von Martin Korte, der als Professor für "Zelluläre Neurobiologie" an der TU Braunschweig durchaus einen Namen hat. Allerdings habe ich den Eindruck, daß seine Beteiligung am Scienceblog-Portal eher eine Gefälligkeit darstellt: Korte ist mit Burda und Focus in anderer Weise verbandelt und bislang merkt man, daß ihm die Bloggerei noch reichlich fremd ist.

Ähnlich unsicher-tastend agiert bislang Prof. Dr. Ernst Peter Fischer. Dem populären Wissenschaftshistoriker aus Konstanz5 ist anzumerken, daß er sich im neuen Umfeld noch nicht wirklich wohl fühlt. Hier muß man also noch abwarten, wie die beiden in Tritt kommen.

Allerdings zeigt sich, daß man nicht jeden ausgewiesenen Wissenschaftler einfach ins kalte Wasser der Wissenschaftsbloggerei werfen kann. Es gelten dann doch andere Regeln als in der akademischen Wildbahn.

Man hat zwar fähige Wissenschaftsjournalisten an Bord, aber offensichtlich liegen deren Prioritäten (bislang?) woanders… Außerdem gelten in Wissenschaftsblogs andere Regeln.

Wer ist sonst noch mit von der Partie? Gut – da gibt es mit Stefan Jacobasch, Volker Lange und Marcus Anhäuser gleich drei Wissenschaftsjournalisten, die ihr Handwerk beherrschen. Stefan Jacobasch nimmt sich in "Mahlzeit" der Lebensmittelthematik an, Volker Lange hat seinen Blog "Darwinjahr" zu Scienceblogs transportiert und fokussiert u.a. auf die Evolution-vs.Kreationismus-Debatte und Marcus Anhäuser ist der aktivere Part bei "Plazeboalarm", der für kritischen Medizin- und Gesundheitsjournalismus steht.6 

Allerdings ist in den ersten Wochen überdeutlich geworden, daß die Priorität dieser gestandenen Wissenschaftskommunikatoren nicht auf dem Scienceblogs-Projekt liegt. Ich habe den Verdacht, daß die pfiffigen Texte anderswo publiziert werden und der Blog nebenbei gefüttert wird. Auch hier muß sich zeigen, ob es genügt mit angezogener Handbremse zu bloggen…

Komplettiert wird das derzeitige Blog-Angebot noch durch Christoph Larssen, der ab und an interessante Fundstücke verlinkt und durchaus für kleine Lichtblicke sorgt. Daneben versucht sich Peter Artmann daran, uns News aus Medizin und Gesundheitswesen nahezubringen; manchmal sind die Artikel im "Medlog" – jedenfalls nach meinem Geschmack – aber mit zu heißer Nadel gestrickt.

Und neben dem Focus-USA-Korrespondenten Jürgen Schönstein, der sich ab und an zu Wort meldet, gibt es noch einen Blog, den die Focus-Wissenschaftsredaktion mit Inhalten beliefert. Wenn man bedenkt, daß hier 4-5 in Focusdiensten stehende Profis dennoch gerade 1-2 kurze Posts pro Woche zustande bringen, ist das ebenfalls zu wenig.7 Und der Blog, den Mitarbeiter des Deutschen Museums betreuen, ist bis heute ebenfalls unter der Rubrik "Langweiler" einzuordnen.

Abgedroschen und doch wahr: "Aller Anfang ist schwer…"

Welches vorläufige Fazit läßt sich also ableiten? Was darf man von der Truppe zukünftig erwarten? Wenn man berücksichtigt, mit welchem Anspruch das Projekt gestartet ist, kann man nur von einem etwas verstolperten Start sprechen.8 Das heißt aber natürlich nicht, daß die Chance das Portal wirklich zu einem Web2.0-Aushängeschild zu machen, vertan wäre. Wenn man das aktuelle Team etwas besser motiviert und durch neue Akteure ergänzt, kann die Sache in wenigen Monaten ganz anders aussehen.9

Verstolperter Start. Kommen die Scienceblogs doch noch in Tritt?

Erstaunt bin ich ehrlicherweise dennoch. Denn bis dato sind so viele Themenfelder nicht abgedeckt. Wo sind die Doktoranden, die über die Erkenntnisse der Hirnforschung berichten, wo die Forscher, die an den innovativen Projekten der Nanotechnologie werkeln? Wo bleiben andere Technik- und Ingenieurswissenschaften und wo die ganzen Sozial- und Geisteswissenschaften? Gibt es wirklich niemanden, der fundiert zu Fragen der Klima- und Energiepolitik bloggen kann? Niemanden, der uns über aktuelle Debatten in der Kognitions- und Lernpsychologie auf dem Laufenden hält?

Daß es wunderbare Wissenschaftsblogs gibt, beweist der kurze Blick ins Wissenschafts-Café: der Bremer Linguist Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch illustriert in seinem Sprachblog, wie spannend der genaue Blick auf Sprache sein kann10 und der Religionswissenschaftler Michael Blume beweist hier fast täglich, daß religiös-weltanschauliche Debatten auch im Web2.0 auf anspruchsvolle Art verpackt werden können.

Schade, daß ich so tolle Blogs bislang bei Scienceblogs nicht finde…

 



Wie die Verpackung, also das Webdesign gelungen ist, welche technischen Mängel (noch) vorliegen, kommentiere ich in einem abschließenden Beitrag.

 

 

  1. Und sie schreibt auch selbst im Blog "Neurons". []
  2. Hallo nach drüben, das soll keine Kollegenschelte sein, sondern darf/soll Euch gerne ermuntern, mich eines Besseren zu belehren. []
  3. Sie verbirgt sich hinter dem Pseudonym "Planetologist" oder "Planeten" []
  4. Stammt aus dem Artikel "Paläontologen, sammelt Plattwürmer!" vom 16.1.2008 []
  5. Der in den letzten Jahren mit mehreren Wissenschaftsbestsellern großen Erfolg hatte. []
  6. Und mich erfreut, wenn er über Mythen der Zahnputzkunde aufklärt… Und wenn Marcus seinen Umzug bewältigt hat, wird bestimmt auch mehr von ihm zu lesen sein. []
  7. Außerdem übt sich der Blog "Kritische Masse" derzeit eher in den Übungen "Technikbeklatschung" und "Skeptikerbashing"… []
  8. Und auch die Zugriffszahlen sind allem Anschein nach recht bescheiden. Was sich auch in der geringen Kommentarzahl zeigt… []
  9. Daß frisches Blut dringend notwendig ist, steht m.E. nach außer Zweifel. Denn außer Björn, Ludmila und Ernst Peter Fischer ist bislang kein einziger Wissenschaftler mit an Bord, wenn man von Martin Korte absieht, der irgendwie ja doch auch der Focus-Familie angehört… []
  10. Und widmet sich dabei durchaus auch der deutschen Sprache im Pop-Business… []

13 Gedanken zu „Startaufstellung der Scienceblogs » Licht, Schatten und viel Nachholbedarf“

  1. Nach dieser Aufzählung klingt das ganze Projekt doch ganz interessant und ich werde wohl mal einen Blick dahin werfen.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das Prinzip gut finde (ernsthaftes Bloggen mit Substanz), mich aber *nicht* angesprochen fühle. Dabei würde ich wahrscheinlich als Zielgruppe zählen, sowohl als Leser wie vielleicht auch als potentieller Schreiberling.

    Vielleicht sehe ich das auch im falschen Licht? Mir klingt das alles zu ernst. Ich möchte in meinem Blog über meine außer“beruflichen“ Interessen wie z.B. Musik schreiben und nicht darüber, was mir sowieso den ganzen Tag die Nerven raubt.

    Liegt da vielleicht der Hase im Pfeffer? Dass die eigentlich angestrebte Klientel, die Wissenschaftler und die Blogger nicht unter einen Hut zu bekommen sind?

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  2. Ganz schön mutig….Eigentlich heißt es doch, wer im Glashaus sitzt……..

    Habe ich das richtig verstanden, dass deiner Ansicht nach Wissenschaftsblogs von Wissenschaftlern, d.h. promovierenden Einrichtungs- oder Universitätsangehörigen gut oder besser gemacht werden könn(t)en?

    Was hier bislang über Scienceblogs geschrieben wird, ist „deine“ ganz persönlich gefärbte Sichtweise.
    Eigentlich hätte ich von einem Sozialwissenschaftler – nichts für ungut – eine etwas stärker differenzierte Sichtweise erwartet und weniger „Werturteile“.

    Woher wissen wir, was das Publikum wünscht ? Jeder Blog zieht eine jeweils unterschiedliche Leserschaft an, abhängig von den – Gott sei Dank – in unserer Gesellschaft zahlreich vertretenen unterschiedlichen Erwartungen, Geschmäckern und Vorlieben. Und manch einer wird sich noch „frei“ schreiben. Gerade viele „echte“ Wissenschaftler frönen einer staubtrockenen Wissenschaftssprache und sind für das Bloggen fachlich zwar excellent, journalistisch (für den Anfang) weniger geeignet. Auch hat nicht jeder daran Spaß und die Zeit. Zum Bloggen gehört ja auch eine Menge Idealismus, denn Geld lässt sich höchstens damit verdienen, wenn man genügend „adSense-Spielchen“ mitmacht und sich dem Web 2.0-Niveau annähert. Damit wäre das wissenschaftliche Niveau aber in der Regel kaum zu halten.

    Trotzdem bleibt das Ganze vermutlich eine Gratwanderung zwischen Wissenschaftstreue und publikumswirksamer Präsentation. Zuviel „Präsentation“ kann auf Kosten der „Wissenschaft“ und umgekehrt gehen.

    Und gerade die Vielfalt – die unterschiedlichen persönlichen Färbungen – machen die „Bloggerei“ doch erst interessant und lebendig. Meine Feeds sind breit gefächert, gerne lese ich deine Beiträge, die von Lars und Michael und noch viele andere. Wenn ich mir vorstelle, dass alle Blogs in deinem sehr geschätzten Stil von dir oder Lars u.a. – d.h. in einem einzigen Stile – gehalten wären, dann würde dies auf Dauer sehr langweilig werden.

    Wer will hier Richter sein?

    Die gesamte Fragestellung erinnert mich daran, wie derzeit im Neurohyper einige Neurowissenschaftler und Geisteswissenschaftler einen unsäglichen Grabenkrieg um Aufmerksamkeit und Forschungsgelder führen.

    Im Ergebnis hat dies bislang leider dazu geführt, dass „alter Wein in neue Schläuche“ gefüllt und bereits vorhandene Forschungen anderer Diszipline ignoriert werden. Manche Profs konnten bislang damit ihre Einkünfte so richtig „vergolden“….. Na denn……

    Nun… und schon ist’s passiert: Auch in meinem Kommentar stecken Voreingenommenheiten. Ich hoffe ich konnte wenigstens noch welche anfügen ;-))

    Vielleicht sollte man alles nicht ganz so ernst nehmen…..;-))
    Monika

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  3. Lieber Marc,

    ich finde Deine Analyse natürlich sehr interessant und gebe Dir in einigen Punkten Recht, was Postinghäufigkeit oder neues Einfinden in das Bloggerleben angeht.

    Mehr Blogger vom Schlage eines Lars Fischer, vermisse ich selbst! Lars uns ich wissen genau, weswegen er derzeit noch kein ScienceBlogger ist. Nur wo und wer sind all die anderen?

    Dein Posting liest sich so, als gäbe es eine Unmenge höchstqualifizierter Top-Scienceblogger in Deutschland, allein wir sähen es nicht.
    Ich bin für jeden Tipp und Hinweis dankbar!

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  4. Lieber Marc,

    kurze Nachfrage speziell zu uns (Plazeboalarm): Woher nährt sich dein Verdacht, dass die „pfiffigen Texte“ anderswo publiziert werden?

    Liebe Grüße

    Marcus

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  5. Hallo Marc, ich kann Deine Kritik nachvollziehen und finde sie insgesamt ganz treffend. Dass an mancher Stelle zur Zeit nur „mit angezogener Handbremse“ gebloggt wird, ist zumindest für mein Blog auch richtig beobachtet. „Mahlzeit!“ ist kein bestehendes, zu ScienceBlogs.de umgezogenes Blog, sondern eine Neugründung. Ich grüble noch, wie ich die entwickeln kann, wie nachrichtlich die Beiträge sein müssen, etc etc.
    Ich finde den Ansatz, mit thematisch verwandten Blogs eine gemeinsame Plattform zu bilden, auf jeden Fall sehr viel versprechend. Klar hätte ich mein Blog auch als „Einzelkämpfer“ irgendwo allein starten können, doch hätte es dann sicher deutlich weniger Anregungen und Austausch gegeben, als in den ersten Wochen unter dem ScienceBlogs-Dach. Je besser und umfangreicher das Ganze wird, um so mehr motiviert es den Einzelnen – naja, jedenfalls hoffe ich das ;-) Gib dem Projekt mal mindestens 100 Tage Zeit und schau dann wieder drüber.

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  6. @Julia:

    Ja, ich habe die Scienceblogs ja auch ständig im Blick und es sind – wie ich geschrieben habe – auch lesenswerte Blogs dabei. Leider (das die Einschränkung) zu wenige. Meiner Meinung nach: zu wenig Licht, zu viel Schatten.

    @Monika Armand:

    Oh, ich dachte, ich hätte deutlich genug gemacht, daß es sich hier um meine persönliche Einschätzung handelt (ich hatte ja an einigen Stellen von meiner „subjektiven Wahrnehmung“ gesprochen) – insofern sehe ich mir ausnahmsweise nicht in der Pflicht mit sozialwissenschaftlicher Nüchternheit zu argumentieren. Wobei ich Wert darauf legen möchte, daß ich doch stark differenziere: einige Blogs und Blogger hebe ich ja lobend heraus, bei anderen weise ich ja explizit drauf hin, daß man die zukünftige Entwicklung abwarten muß und ich schrieb bspw. davon, daß man sehen muß, wie etwa Ernst Peter Fischer oder Martin Korte „in Tritt kommen“.

    Abgesehen davon habe ich an so vielen Stellen betont, daß es genau die Mischung (von unterschiedlichen Bloggern und deren persönlichen Schreibstilen, Standpunkten etc.) macht – insofern sehe ich nicht, daß ich hier einen bestimmten Stil fordere oder Vielfalt ablehne. Das Gegenteil ist der Fall.

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  7. @blugger:

    Liebe Beatrice,

    Du weißt ja, daß ich auch bislang bemüht war, die ersten Schritte von Scienceblogs konstruktiv zu begleiten. Was allerdings die Frage nach potentiellen Sciencebloggern angeht, bin ich tatsächlich anderer Ansicht.

    Zwar wollte ich an keiner Stelle den Eindruck erwecken, als müßte man nur mit dem Finger schnippen und schon könnte man aus einer Unmenge an attraktiven Wissenschaftsbloggern auswählen, aber ich denke schon, daß es im Prinzip aufgeschlossene, mitteilungsfreudige Wissenschaftler gäbe. Ob diese bereits bloggen oder erst an dieses Medium herangeführt werden müssen, ist wieder eine andere Frage.

    Aber – wie erwähnt – das Wissenschafts-Café zeigt durchaus, daß es spannende Blogs gibt. Die Frage ist doch nur, ob die Randbedingungen bei Euch stimmen und ob es also für den jeweiligen Kandidaten wirklich attraktiv ist, bei Euch mitzumachen.

    @Marcus:

    Ich hatte diese Anmerkung ja im Bezug auf Volker Lange, Stefan Jacobasch und Dich gemacht. Ihr seid – wie ich ja betont habe – alles keine Anfänger. Und wie bspw. in der Fußnote #6 bemerkt, habe ich ja bereits einige Deiner kurzen Texte mit Gewinn gelesen.

    Ich muß gestehen, daß ich meinen „Verdacht“ nicht überprüft habe – es ist schlicht die Schlußfolgerung daraus, daß Ihr ja „Profis“ seid, also auch von wissenschaftlicher Arbeit leben müßt. Und nach meiner Einschätzung wärt ihr schlecht beraten, wenn ihr die wirklichen Filetstücke bei Scienceblogs einstellen würdet. (Das ist aber ebenfalls nur meine individuelle Einschätzung.)

    Abgesehen davon: ich weiß ja, daß Du derzeit noch andere „Baustellen“ hast und lese demnächst neugierig mit, wenn Du wieder mehr Zeit der Bloggerei widmen kannst.

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  8. @Stefan Jacobasch:

    Ich kann Deine Haltung sehr gut nachvollziehen. Und ich halte die Idee, die hinter Scienceblogs steht – nämlich Bloggern ein gemeinsames Dach zu geben – ja ebenso für hervorragend. Und daß man sich erstmal mit dem Medium anfreunden muß, kann ich ebenfalls verstehen.

    Meine Kritik ist ja auch keinesfalls als abschließende „Zensur“ zu verstehen. Sogar sehe ich meine Artikel gar nicht als „Kritik“, sondern als Beobachtungen. Und um ganz ehrlich zu sein, bedaure ich es sogar ein wenig, daß manche technische Mängel oder andere Randbedingungen, für die ihr Blogger nicht verantwortlich seid, die ganze Sache noch ein wenig beeinträchtigen.

    Ich gehe aber davon aus, daß in 1-2 Wochen die Scienceblog-Welt durchaus schon ein wenig anders aussehen wird. Und nach 100 Tagen werfe ich gerne einen erneuten (kommentierten) Blick bei Euch rein. Und ich bin dann gerne bereit all die Fortschritte und positiven Aspekte aufzuzählen. :-)

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  9. Davon abgesehen, dass ich mich über die nette Erwähnung meines Blogs freue, finde ich auch, dass die Gedanken zu Scienceblogs, die du hier und in den anderen Beiträgen äußerst, interessant und auf den Punkt sind. So ein Projekt (über dessen Existenz ich mich übrigens, als regelmäßiger Leser der US-amerikanischen Variante sehr freue) muss sich Kritik gefallen lassen, vor allem, wenn sie — wie in deinem Fall — extrem konstruktiv ist. Gerade die Blogger-Neulinge können da, glaube ich, viel draus lernen. Dass sie sich in ihre Rollen erst hineinfinden müssen, nimmt ihnen wohl keiner übel — da mussten wir ja alle mal selber durch. Danke auch noch einmal für dein Projekt „Wissenschafts-Cafe“, durch das ich viele spannende Blogs entdeckt habe!

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  10. Hallo Marc,
    (ich muss mir als gelerntemNaturwissenschaftler angewöhnen, Fußnoten zu lesen ;-)

    Das mit den Filetstücken (journalistisch, nicht wissenschaftlich) stimmt nicht so ganz. Meine Blogschreiberei und die Brotjobs überschneiden sich nur teilweise. Das hat schlicht damit zu tun, dass ich den Blogkanal für weitgehend andere Dinge verwende, als den klassischen Kanal, indem ich zum Beispiel häufig Evolutionsthemen abhandle. Ich mache da auch Medizingeschichten, aber meist aufwändiger recherchierte, aber damit kann ich keinen Blog füllen, außerdem kommt dann sofort ein Hinweis im Blog, wenn es mal passiert. Gleichzeitig kann ich im Blog Kleinteiliges machen, was so nie im Print erscheinen könnte, während dort dann eine Zusammenfassung folgen kann (z.B. Wissenschaft in Werbung).

    Fakt ist natürlich, weil ich vom Schreiben lebe: Erst müssen die Rechnungen bezahlt sein, Frau und die beiden kleinen Kinder satt sein, und dann auch noch Zeit sein, bevor ich mich um den Blog kümmern kann (obwohl: dann macht man doch wieder einen Beitrag, obwohl nichts von den drei Dingen erfüllt ist. Wir sind eben Getriebene).

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  11. @A.S.

    Lieber Sprachblogger,

    bitte, die lobende Erwähnung ist doch gern geschehen! Wobei ich ja fast gar nicht anders konnte, als Deinen Blog als Beispiel anzuführen. Denn die Kombination von „fachlich kompetent“ und „lesenswert-originell“ findet man eben in der deutschsprachigen Blogosphäre recht selten.

    Und Danke natürlich für das nette Kompliment im Bezug auf das „Wissenschafts-Café“ – wenn es genau diesen Zweck erfüllt (nämlich das Auffinden von interessanten Blogs zu erleichtern), dann freut es mich natürlich ungemein.

    @Marcus:

    Aha, hier merkt man mal wieder die unterschiedliche disziplinäre Sozialisation. Aber laß Dir gesagt sein, wenn Du einmal Texte von Luhmann gelesen hast, dann weißt Du, daß manchmal die spannenden Verweise und Zusatzinformationen eben in den Fußnoten versteckt sind. ;-)

    Ansonsten kann ich es (denke ich) gut verstehen, daß Du inhaltlich zwischen den Blogtexten und Deinem „Brotjob“ unterscheidest. Wobei das ja nicht notwendig meinen Verdacht widerlegt: denn worauf ich hinaus wollte, war ja die Tatsache, daß Du eben die Priorität Deiner Recherche- und Schreibarbeit nicht auf die Blogtexte legen kannst. Und im Ergebnis führt das just dazu, daß zwar unter dem Label „Scienceblogs“ auch vereinzelt nette Posts von Marcus Anhäuser zu finden sind, aber viele tolle Arbeiten anderswo stattfinden, obwohl sie aus derselben Feder stammen…

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