Der Mensch hinter dem Wissenschaftler » Jan Schmidt im Interview | kurz&knapp 25

Talk_01Ich gestehe, daß ich ein großer Fan von Interviews bin. Ich schätze es, wenn Menschen auf kluge Fragen interessante Antworten geben. Und auch wenn die Fragen nicht ganz so gescheit sind und auch die Antworten nicht alle druckreif, so lese ich dennoch gerne mit oder schaue zu, wenn zwei oder mehr Menschen Gespräche führen.

Abgesehen von den Gesprächen im Freundes- und Bekanntenkreis (die ja hoffentlich weniger Interview-, denn Konversationscharakter haben), sind es ja meist mehr oder minder „prominente“ Personen, die im Fernsehen oder in Zeitungen und Magazinen interviewt werden. Sicher gibt es gute Gründe dafür, daß etwa in der „SZ am Wochenende“ auf der letzten Seite ein toller Komponist oder meinetwegen ein herausragender Schriftsteller befragt wird. Allerdings möchte ich behaupten, daß jeder beliebige Blogger ebenfalls Wissenswertes zu erzählen wüßte. Weshalb ich so ins philosophieren gerate?

Warum werden nur prominente Menschen interviewt? Und wieso muß man als Wissenschaftler erst den Nobelpreis haben, bevor man als Gesprächsperson interessant wird?

Der Kommunikationswissenschaftler und Blogforscher Jan Schmidt vom Hamburger Hans-Bredow-Institut hat vorgestern ein Interview bei sich im Blog eingestellt, das er einem Fachmagazin gegeben hat. Und natürlich ist das Gespräch lesenswert! Warum muß man eigentlich als Wissenschaftler meist erst den Nobelpreis erhalten, bevor man als Person interessant wird?1

Ich plane übrigens seit einiger Zeit für das Wissenschafts-Café eine ähnliche Rubrik, in der wissenschaftliche Blogger zu Wort kommen bzw. auf einige Fragen antworten sollen. Ich werde das weiter verfolgen.2

Zurück zu Jan: er meckert über die unbefriedigende Situation für Nachwuchswissenschaftler, erzählt, wie er von der Soziologie zu den Kommunikationswissenschaften kam und hat mit folgender Antwort bei mir natürlich gewonnen:

Frage: Was würden Sie als Wissenschaftsminister/in Ihres Landes sofort ändern?

Jan: Nach der (sicherlich hart umkämpften) deutlichen Aufstockung meines Budgets würde ich allen Nachwuchswissenschaftler/innen, die es möchten und können, eine unbefristete Stelle an der Universität bzw. in den Wissenschaftseinrichtungen anbieten, um ihnen selbstbestimmte Forschung und Lehre zu ermöglichen.“

Wo darf ich mein Kreuzchen für Jan machen? Wer befördert den Mann endlich zum Minister? ;-)

  • Schmidt, Jan (2008): Fragebogen für den AVISO. In: Schmidt mit Dete [Weblog], 9. April 2008. Online-Publikation: http://www.schmidtmitdete.de/archives/118.



  1. Davon zu unterscheiden sind diejenigen Gespräche, in denen der Wissenschaftler als „Experte“ befragt wird. Hier interessiert er ja nur in seiner Rolle als Fachmann, als Mensch tritt er dabei kaum in Erscheinung. []
  2. Und wer noch spannende Fragen parat hat, die er schon lange einem Wissenschaftsblogger stellen wollte, dann ist dafür Platz in den Kommentaren. Ganz nach dem Motto: „Was sie schon immer von einem Blogger wissen wollten, aber nie zu fragen wagten…“ ;-) []

Schreibe einen Kommentar