Mediales Randthema: Urbanisierung, Megacities und das Wachstum der Weltbevölkerung | Werkstattnotiz 127

Alle reden vom Wetter, irgendwie zumindest. Der anthropogene Klimawandel und die Problematik der CO2-Emissionen sind seit einigen Jahren eines der dominierenden Themen auf der öffentlichen Agenda. Gut, wenn zufälligerweise der erste Farbige ins Weiße Haus gewählt wird, dann ist zur Abwechslung auch vom politischen Klimawandel die Rede. Und, ja, wenn sich die globalen Finanzmärkte selbst kannibalisieren, dann dominieren vorübergehend Nachrichten von den Aktienmärkten, aber dennoch: der Klimawandel gilt heute vielerorts als das drängendste Problem der Menschheit.

Andere Themen geraten dabei naturgemäß – auch die Ressource „Aufmerksamkeit“ ist begrenzt – teilweise etwas aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.

Das fast grenzenlose Wachstum der Megastädte ist ein (beinahe) vergessenes Problem.

Insofern halte ich es für dringend erforderlich, daß auch andere Probleme thematisiert und angesprochen werden. Der Trend zur Urbanisierung und gigantischen Millionen-Städten und das Wachstum der Weltbevölkerung ist ein solches Thema.

192021.org: Ambitionierte Website, hochgesteckte Ziele

Heute bin ich zufällig auf eine neue Website aufmerksam geworden, die sich dem Ziel verschrieben hat genau darauf aufmerksam zu machen: den rasanten Anstieg der Weltbevölkerung, das Wachstum sogenannter Megacities und den damit einhergehenden Problemen. Nach Wunsch von 192021.org soll das Thema langfristig und über alle verfügbaren (Medien-)Kanäle (Fernsehen, Rundfunk, Print, Online), sowie mit starken Partnern aus Politik und Wirtschaft bearbeitet werden.

Ein hehres Anliegen. Und die Website sieht auf den ersten Blick auch richtig gut aus. Da gibt es etwa die Weltbevölkerungsuhr:

 

Weltbevölkerungsuhr

Oder andere visuelle Darstellungsformen, die veranschaulichen, wo und wie die großen Städte wachsen.

Tolle Fassade, wenig Inhalte

Doch wenn man sich binnen 3-4 Minuten durch die Website geklickt hat, dann fällt doch auf, daß hinter dieser einladenden Oberfläche nicht viel mehr Infos stecken. Warum, so frage ich mich, bastelt man diese Website, ohne dann wirklich weitergehende Informationen, Studien und Materialien anzubieten?

Ist das noch in Planung und ich tue den Betreibern von 192021.org unrecht? Denn daß diese Entwicklung hin zu den Megastädten größerer Aufmerksamkeit bedarf, steht außer Frage.

Trendwende 2008: mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten

Um das Jahr 1800 lebten rund 3% der Weltbevölkerung in den Städten, um 1900 waren es schon über 150 Millionen Stadtbewohner und in diesem Jahr, 2008, sind es rund 3.3 Milliarden. Damit leben heute mehr als 50% der Weltbevölkerung in Städten, Tendenz steigend.

Wirklich interessante und weiterführende Infos finde ich allerdings eben – das meine Kritik – nicht auf 192021.org. Die Website der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung spielt hier in einer ganz anderen Liga. Dort habe ich etwa auch folgende Darstellung gefunden:

Entwicklung der Weltbevölkerung

Dazu gibt es jede Menge weiterer informativer Downloads und Materialien. Wer sich zu dem Thema also umfassender informieren möchte, ist hier eindeutig besser aufgehoben.


1 Gedanke zu „Mediales Randthema: Urbanisierung, Megacities und das Wachstum der Weltbevölkerung | Werkstattnotiz 127“

  1. Das Wachstum der Weltbevölkerung ist ein Problem, keine Frage. Aber was ist denn das Problem an den größer werdenden Städten und der fortschreitenden Urbanisierung? Vor allem aus der Sicht des Ressourcenverbrauchs der Menschheit dürften Städte durchaus gut wegkommen. Schließlich ist es viel billiger und einfacher, eine Infrastruktur für Millionen von Menschen aufzubauen, wenn sich diese freiwillig auf engstem Raum zusammenquetschen anstatt über großes Gebiet verstreut zu leben.

    Kinderreichtum halte ich auch für ein eher ländliches Phänomen; demnach würde Urbanisierung dem Weltbevölkerungswachstum entgegen wirken.

    Auch die Umwelt dürfte insgesamt profitieren, wenn Städte noch größer würden und die Menschheit dafür ganze Landstriche unbesiedelt ließe.

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