Zukunft der Zeitung ::: Zukunft der Blogwerbung ::: Zukunft der Wissenschaftsnachrichten | Werkstatt-Ticker 41

Ticker.jpg» Die Zeitung der Zukunft

Es gibt ja ziemlich viele Beobachter der Medienlandschaft, für die die Zeitung im Wortsinne „Altpapier“ ist. Und auch als Altpapier sind Zeitungen nutzlos und lästig. Ich teile diese Meinung nicht, wenn sie – wie leider recht oft – mit einem Abgesang auf die journalistische Tätigkeit daherkommt. Das letzte Wort in der Frage, ob Zeitungen eine Zukunft haben, ist noch nicht gesprochen.

Einen wohltuend differenzierten, dennoch pointierten Essay hat Philipp Dudek im taz-Blog zu dieser Frage geschrieben. Er weist vollkommen zu Recht daraufhin, daß das Medium Papier sich überlebt hat, wenn es um aktuelle Nachrichten geht. Online-Nachrichtenportale haben hier fraglos alle Vorteile auf ihrer Seite. Aber er schreibt auch folgende wichtigen Sätze:

Die Zeitung der Zukunft wird Hintergründe, Analysen und Denkanstöße bieten müssen. Noch mehr als jetzt. Sie wird ihre eigene Marke stärken, große Themen ausgraben, eigene Bildsprachen finden und opulente Layouts entwickeln müssen. (…)

Und die Zeitung der Zukunft wird vor allem Lesevergnügen bieten müssen. Durch eine Zeitung blättern und auf Informationen stoßen, auf die man sonst nie gestoßen wäre. Texte lesen, die man sonst niemals gelesen hätte. Dinge erfahren, die man sonst nie erfahren hätte – ohne danach suchen zu müssen: Das ist etwas was das Internet in der Regel nicht bietet und was die Zeitungsleser auch in Zeiten der Lesefolie noch freuen wird. Überraschung.

Ich halte diese Feststellung – daß man in der Zeitung Dinge liest, die man im Internet nicht gelesen hätte – für keineswegs trivial.

» Die Idiotie der Fixierung auf Page Impressions

Ich hatte zuletzt ja selbst darüber lamentiert, daß im Onlinebereich noch immer fröhlich um das Goldene Klickzahlen-Kalb getanzt wird. Die Folgen dieser ausschließlichen Orientierung an den „Page Impressions“ können alle Internetnutzer tagtäglich in zerhackstückten Artikeln oder Bildergalerien bei SpiegelOnline und Co. bewundern.

Die Blogosphäre ist insofern eine Nische, die sich hier wohltuend von dieser recht einseitig, naiven Logik der Klickzahlmaximierung abhebt. Allerdings dominiert in den Köpfen der Mediaplaner und Werbefachleute noch immer das PI-Denken. Und daß das Umdenken nur sehr langsam vonstatten geht, berichtet auch Sascha Lobo im lesenswerten Interview bei Christiane Schulzki-Haddouti:

Schulzki-Haddouti: Also wären Unique Visitors die geeignete Währung für die Blogs?

Lobo: Leider sind die Unique Visitors noch nicht die anerkannte Währung. Viele drängen in diese Richtung. Aber wir reden immer noch von TKPs, die sich an den Page Impressions als Währung orientieren.

Schulzki-Haddouti: Wie wichtig wäre die Verweildauer?

Lobo: Die Verweildauer ist sehr interessant, weil sie in Blogs in der Regel sehr hoch ist. Aber sie wird von den Kunden noch nicht so intensiv nachgefragt.

Man kann es insofern nicht oft genug wiederholen: nicht die Nutzungsquantität (=Klickzahlen/Seitenabrufe), sondern die Nutzungsqualität (=Verweildauer, Intensität der Nutzung, Interaktivität etc.) ist für ein Medium relevant.

» Wissenschafts-News intelligent aggregiert

Stündlich werden neue Forschungsergebnisse und Studien publiziert, ständig gibt es neue Meldungen und Informationen aus Wissenschaft, Forschung und Technik. Um hier den Überblick zu behalten, muß man entweder sehr viel Zeit investieren, um die relevanten Quellen selbst ständig im Auge zu behalten. Oder man vertraut auf die Profis des Wissenschaftsjournalismus – allerdings liest man dann eben oft genug nur die etwas aufgehübschten Agenturmeldungen.

Seit einigen Tagen kann man aber auch einer „Maschine“ vertrauen. Genauer: der Website e!-Science News, hinter der kein Redaktionsteam steckt, sondern eine Suchmaschine, die ständig knapp 40 Nachrichtenquellen durchforstet. Hinter der Seite steht Michael Imbeault, ein HIV-Forscher an der Université Laval in Quebec.

Ich bin nach der ersten kurzen Durchsicht recht angetan und habe mir zumindest den RSS-Feed abonniert. Und die aktuellsten Nachrichten kann man auch in die eigene Website einbinden – so wie hier:



7 Gedanken zu „Zukunft der Zeitung ::: Zukunft der Blogwerbung ::: Zukunft der Wissenschaftsnachrichten | Werkstatt-Ticker 41“

  1. Die Frage ist allerdings: Wie messe ich die Verweildauer und unterscheide den User „klick, interessiert mich nicht, klick weg“ von dem User „klick, interessant, lese ich, nehme ich in meinen RSS-Feed auf, komme gerne mit neuer IP wieder“?

    Und als folge eine Anmeldepflicht einzuführen würde viele vom Bloglesen abhalten….

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  2. Richtig, ich lese Zeitung oft und gerne. Aber eines können sie nicht. Beispiel: Als damals die Jugoslawienkriege wüteten, konnte man manchmal lesen, dass jemand aus Srebenica Emails versendet. Das will ich nicht mehr durch eine Redaktion gesiebt haben, sondern original in einem Blog oder sonstwas lesen. Eine Meinung kann ich mir schon selber bilden

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  3. Die esciencenews gefallen mir auf den ersten und zweiten Blick sehr gut, so etwas fehlte definitiv. Weniger gefällt mir, dass aber nicht die Originalartikel direkt verlinkt sind, sondern eine kopierte Version des Textes, bei die Originalquelle auch nur am unteren Ende (aber immerhin deutlich sichtbar) verlinkt ist. Wohlgemerkt die Quelldomain, anscheinend nicht der Originalartikel.

    naja, die Kategorien sind etwas seltsam, Astronomy&Weltraum ist eine und Physics&Chemistry…nun ja

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  4. sag mal, versteh ich was bei den esciencenews nicht, oder warum finden die alle so toll, (die jungs und mädels bei sciblog.at finden die auch gut).

    wenn ich auf die seite gehe, sind alle die hauptmeldungen auf der linken seite (und das macht drei viertel der seite aus) einfach nur die pressemitteilungen von eurekalert. pressemitteilungen und keine journalistischen artikel. die pressemitteilungen bekomme ich auch bei eurekalert, (als journalist eh mit embargo service).

    das einzig interessante sind höchstens die „other sources“, weil da bekomme ich die journalistischen artikel, aber das kann ich mir doch auch selbst zusammenstellen per RSS oder wie auch immer.

    erklärt mir das mal für doofe.

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