Welternährungsgipfel: Der Gipfel kreiste… ::: US-Marsmission: Kommunikationspannen | Werkstatt-Ticker 33

Ticker.jpg» Mutlose FAO-Gipfelkonferenz

Inzwischen ist in Rom der Welternährungsgipfel zu Ende gegangen. Drei Tage lang wurde darüber debattiert, welche Strategien im Kampf gegen den weltweiten Hunger am vielversprechendsten sind. Zur Erinnerung: die Preisexplosion einiger Grundnahrungsmittel hatte in den letzten Monaten teilweise zu gewalttätigen Protesten in Entwicklungs- und Schwellenländern geführt.

Über die Gründe (gestiegene Nachfrage, Mißernten, Protektionismus etc.) wurde genauso gestritten, wie über mögliche Lösungswege. Immerhin wurde am Mittwoch ein Soforthilfepaket in Höhe von 1.2 Milliarden Dollar geschnürt, das den von der aktuellen Krise am stärksten betroffenen Menschen1 helfen soll.2

Nun ist die FAO-Konferenz zu Ende. Doch zu mehr als dem Entschluß die Handelsbarrieren abzubauen und die Rolle der steigenden Biosprit-Nachfrage näher zu untersuchen, konnte man sich nicht durchringen. Naja, 6.5 Milliarden Dollar wollen die 193 FAO-Mitgliedsstaaten dann auch investieren immerhin.

Ich habe drüben im Neurons-Blog etwas ausführlicher dazu geschrieben. Und u.a. ein 5-Punkte-Maßnahmen-Paket skizziert. Ich erlaube mir, die 5 Punkte hier nochmals anzufügen:

  1. Beendigung des klassischen Agrarprotektionismus der Industrieländer. Der Irrwitz, daß die Industrienationen jährlich 370 Milliarden Dollar aufwenden, um ihre Landwirtschaft vor Agrarexporten aus den Entwicklungs- und Schwellenländern zu schützen, muß aufhören.
  2. Intensivierung der (wissenschaftlichen) Anstrengungen, um ertragreicheres Saatgut zu entwickeln. Zugleich muß das (lukrative) Saatgutgeschäft entzerrt werden – es hilft nichts, wenn man Forschung und Vermarktung des Saatguts ausschließlich in den Händen von Monsanto und Co. belässt. Daß die Biotechnologie – jedenfalls in ihrer heutigen (ökonomischen) Spielart – weniger ein Teil der Lösung, sondern Teil des Problems ist, habe ich bereits hier ausgeführt.
  3. Stärkung der lokalen, kleinteiligen Landwirtschaft, wie im IASSTD-Bericht gefordert. Kleinbauern und regionale Vertriebswege müssen gestärkt werden.
  4. Entwicklung geeigneter Konzepte, um zu verhindern, daß Lebensmittel und Rohstoffe auf den internationalen Märkten als Spekulationsobjekte strategisch eingesetzt werden. Nahrungsmittelpreise dürfen nicht in dem Maß wie derzeit ein Spielball von ökonomischen (Teil-)Interessen sein.
  5. Sicherstellung, daß Hilfsgelder nicht in dunkle Kanäle versickern. Nicht bei der FAO, nicht in den Empfängerländern.

» Wenn es mit der Kommunikation hapert…

Und noch ein Verweis auf einen eigenen kleinen Artikel, den ich an anderer Stelle geschrieben habe. Gegenstand dort: die aktuelle Marsmission der NASA, die ja die Raumsonde „Phoenix“ vorletzten Montag erfolgreich auf den Mars bugsiert hat.

Und Phoenix hat sich offenbar an einem tollen Plätzchen der Nordpolregion positioniert. Und erfreulich ist auch, daß Phoenix selbst3 offenbar zu 100% funktionstüchtig ist. Ziel der Unternehmung ist es ja, Bodenproben zu entnehmen und zu analysieren. Man hofft auf Spuren von Wasser oder anderes organisches Material, das auf (früheres) Leben schließen ließe.

Dumm ist nur, daß derzeit kleine Kommunikationspannen verhindern, daß Phoenix richtig mit seinen kleinen Grabungen beginnt: die Raumsonde „Odysee“, die um den Mars kreist und die Kommandos der Bodenkontrolle übermitteln sollte, hatte sich einfach so in einen „safe mode“ geschaltet. Keine Lust? Oder läuft das Ding mit Windows 95?

Egal: erste Photos lassen die Forscher jubeln. Denn an einer Stelle direkt neben Phoenix glitzert eine weiße Stelle im Marssand. Ist das Eis oder Salz? Oder was ganz anderes?

Ein paar Infos mehr dazu in meinem kleinen Artikel oder auch meist bei Florian von Astrodicticum Simplex.4



  1. Dazu werden rund 75 Millionen in ca. 60 Staaten gezählt. []
  2. Wobei diese 1.2 Milliarden im Verhältnis zu den 1200 Millarden Dollar, die jährlich für Rüstungsausgaben anfallen, fast wie ein Witz anmuten. []
  3. Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit – allein bei der Landung (sehr problematisch!) – sind Vorgänger Marssonden schon erheblich beschädigt worden. []
  4. Der hat neulich etwa beschrieben, weswegen der „Marstag“ als „Sol“ bezeichnet wird und 24 Stunden, 39 Minuten und ein paar Sekunden dauert. []

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