Journalismus oder Pseudo-Wissenschafts-PR? ::: Forschungsprojekt „Interactive Science“ ::: Neues Interview im Wissenschafts-Café | Werkstatt-Ticker 29

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» Trauerspiel

Ich hatte mich erste Ende April darüber lustig gemacht, daß die Wissenschaftsredaktion der „Welt“ offensichtlich bisweilen in Tiefschlaf fällt. Und während sie selig schlummert, werden den armen Redakteuren peinliche PR-Texte untergejubelt, die unverhohlen Werbung für obskuren Esoterik-Quanten-Quark machen.

Wie ich bei kamenin lese, so scheint bei den hiesigen Wissenschaftsjournalisten z.Z. ein übler Virus zu grassieren. Denn nun ist seit einigen Tagen auch auf den Seiten der Wissenschafts-Presse-Konferenz (WPK) eine unerträgliche Lobhudelei auf das Buch „Die geheime Physik des Zufalls“ von Rolf Froböse zu finden.

Ist man denn von allen guten Geistern verlassen? Wie kann man nur einen solchen Text auf dem Webportal des „Berufsverbands der Wissenschaftsjournalisten“ einstellen, der den Leser gleich im ersten Absatz darüber aufklärt, …

dass ein universeller Quantencode quasi all jene Informationen speichert, die unseren Geist, oder die „Seele“ des Menschen, ausmachen. Auch nach unserem Tod.

Hallo Damen und Herren der WPK! Aufgewacht! Und bitte hier weiterlesen:

» Gegenstand wissenschaftlicher Forschung: Wissenschaftskommunikation 2.0

In mehrfacher Hinsicht freuen mich die Infos, die ich gestern in einem Blogartikel von Christoph Bieber lesen durfte. Christoph Bieber hat ja eine Professur1 eine wissenschaftliche Assistenenstelle bei den Politikwissenschaftlern der Uni Gießen inne und er hat in Kooperation mit einigen Kollegen ein Forschungsprojekt zu den Veränderungen und Potentialen digitaler Wissenschaft(skommunikation) beantragt. Und dieser Antrag wurde nun – wie er nun mitteilt – von der VW-Stiftung bewilligt und das Projekt startet im kommenden Juli! Herzlichen Glückwunsch dazu!

Wirklich großartig, denn es wird allerhöchste Zeit, daß all die Entwicklungen, die man unter dem Label „Wissenschaft 2.0“ behelfsweise zusammenfassen kann, endlich differenziert untersucht werden. Mich freut es natürlich, daß Christoph in seinem Artikel kurz Bezug auf meine ersten Ausführungen und Gedanken zu diesem Themenfeld nimmt. Keine Ahnung, Christoph, wie weit Euer „Team“ schon steht – ich bin ja am Thema dran und könnte mich ggf. durchaus beteiligen. ;-)

Und ein klein wenig macht mir diese Info auch Hoffnung bzgl. eines Projektantrags, den ich2 vor einigen Wochen beim BMBF3 eingereicht habe. Thema dort: die Veränderungen der Wissenschaftskommunikation in und durch wissenschaftliche Blogs. Also, liebes BMBF – wenn die VW-Stiftung für solche Fragen Geld übrig hat, so werdet Ihr doch da nicht hinten anstehen wollen, oder? ;-)

» 17 Fragen an eine bloggende Religionswissenschaftlerin

Montags steht ja immer das Interview im Wissenschafts-Café an. Heute gibt mit Simone Heidbrink eine Vertreterin der bloggenden Religionswissenschaftler-Riege einen interessanten Einblick in ihr „Blogverständnis“.

Simone promoviert ja derzeit an der Uni Heidelberg und ist dort auch im Rahmen des SFBs „Ritualdynamik“ beschäftigt. Unter dem Label „Zwischen Online-Religion und Religion-Online. Konstellationen für Ritualtransfer im Medium Internet“ ist sie mit anderen Kollegen damit befasst zu klären, welche religiösen Muster und Betätigungsfelder sich im Onlinebereich finden lassen…

Und unter anderem ist sie auch noch innerhalb des spannenden Web-Forschungsprojekts „Religions in Virtual Worlds“ aktiv, das ebenfalls einen Besuch lohnt. Und das Interview ist sowieso lesenswert – darin „meckert“ Simone dann auch, daß sie sich ständig erklären muß, wenn sie sich als Religionswissenschaftlerin „outet“, die sich aber die Onlinewelt als Gegenstand gewählt hat:

„Ich hinterfrage von meiner Position ja auch nicht die Entschlüsselung altbabylonischer
Keilschriftragmente! Kann man Forschung denn tatsächlich nur dann ernst nehmen, wenn die Akteure, um die es sich dreht, schon lange tot und vergessen sind?“

  1. Die Professur hatte er lediglich im Wintersemester vertreten. []
  2. In Zusammenarbeit mit einer Kollegin. []
  3. Bundesministerium für Bildung und Forschung. []

3 Gedanken zu „Journalismus oder Pseudo-Wissenschafts-PR? ::: Forschungsprojekt „Interactive Science“ ::: Neues Interview im Wissenschafts-Café | Werkstatt-Ticker 29“

  1. sehr froh, dass ich sie ueber die twitterweisheiten gefunden habe.

    interessant, dass die quantengeheimnistuerei auch in deutschland froehlich vor sich hin spriesst. hier in nordamerika fing das alles mit dem film „the secret“ an. was ich besonders amuesant finde ist hier (von amazon)

    „Dieses Geheimnis betrifft nahezu alles … denn es ist der Schlüssel zu einem glücklichen Leben, zu Gesundheit und Wohlstand, zu erfüllten Beziehungen und tiefer Liebe – zu allem, was Sie sich wünschen!

    Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit enthüllen darin weltweit führende Lehrer, Wissenschaftler, Psychologen und BestsellerAutoren das Geheimnis, das bisher wenigen vorbehalten war, und das das Leben jedes Menschen veränderte, der es kannte und anwandte: Einstein ,Platon, Newton, Carnegie, Beethoven, Shakespeare, und viele andere.“

    ja, wollen wir nicht alle so gluecklich sein und erfuellte beziehungen haben wie beethoven?

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