Weil nicht ist, was nicht sein darf… » Die Indizien für erhöhte Leukämieraten in der Nähe von Kernkraftwerken häufen sich

Gedankenspiel: Nach welchen Kriterien würden Sie Ihren Wohnort auswählen, wenn Sie innerhalb Deutschlands einen beliebigen Ort als künftiges Familiendomizil bestimmen könnten? – Möglicherweise würden Sie eher die großen, lebendigen Städte (Hamburg, Berlin, München…) wählen, wenn Sie Konzert-, Theater- oder Museenliebhaber sind. Oder vielleicht eine Kleinstadt in der Provinz, wo Sozialstruktur und Natur noch intakt sind und es weniger hektisch zugeht? Oder sind Sie Wintersport- und Bergfreund und siedeln sich im Voralpenraum an? Oder präferieren Sie das Wasser und das Meer, dann käme natürlich nur irgendein norddeutsches Plätzchen in die engere Wahl.

Aber, Hand aufs Herz: hätten Sie vor der Entscheidung einen Blick auf eine Landkarte geworfen und nachgeprüft, in welcher Entfernung sich das nächste Kernkraftwerk befindet? Nein? Hätten Sie aber tun sollen, zumindest wenn Ihnen die Gesundheit Ihrer Kinder am Herzen liegt…

Neue Studie zu Leukämiefällen im Umkreis von KKW-Anlagen

Aber der Reihe nach: die Süddeutsche Zeitung berichtet heute von einer aktuellen Studie der Universität Mainz,1 die für den Zeitraum von 1980 bis 2003 die Zahlen des Kinderkrebsregisters ausgewertet hat. Nun besteht freilich auch nach dieser Studie kein Grund zur Hysterie,2 denn unmittelbare Kausalitäten können auch aus dieser Untersuchung nicht abgeleitet werden. Jedoch sind die Schlußfolgerungen, die die Mainzer Forscher ziehen, alarmierend und werfen (erneut!) viele Fragen auf – die SZ schreibt:

Kleinkinder, die in der Nähe von Kernkraftwerken leben, erkranken offenbar häufiger an Krebs. Das geht aus einer Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz hervor, die der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegt. Demnach steigt die Zahl krebskranker Kinder, je näher ihr Wohnort an einem der 16 deutschen Reaktorstandorte liegt. Dieser Zusammenhang sei „statistisch signifikant“. [SZ]

Nun müßte ich lügen, wenn ich behaupten wollte, von dieser Information heute früh überrascht gewesen zu sein. Denn Indizien, daß v.a. die Kinder-Leukämierate in der Nähe vieler Kernkraftwerke erhöht ist, gab es schon viele. Und wenn sich am Montag die ersten Politiker oder auch die Chefs der Energieunternehmen zu Wort melden werden und dann beschwichtigend-ahnungslos etwas von einer angeblichen »Überraschung« in die Mikrofone murmeln, dann werde ich umgehend einen weiteren Artikel einstellen und diese Herrschaften als das bezeichnen, was sie sind: als »Heuchler« nämlich.

Die aktuelle Studie kann nicht überraschen: ähnliche Befunde und viele Indizien liegen seit 20 Jahren vor. Wollte oder konnte man nicht mehr wissen?

Die Heuchler und Risikoverneiner laufen sich vermutlich schon warm 

Denn wer sich nur ein klein wenig mit den potentiellen Risiken der zivilen Nutzung der Kernenergie auseinandersetzt, nur ein klein wenig die lange Geschichte der Stör- und Beinaheunfälle in den Kernkraftanlagen dieser Welt kennt, der wird niemals behaupten können, daß ihn ein solches Untersuchungsergebnis »überrascht«. Denn wie gesagt: die Verdachtsmomente und Einzelstudien, die zu ähnlichen Befunden kamen, liegen schon lange vor.3 Und wer zu Protokoll gibt, daß man das alles ja nicht habe wissen »können«, dem werde ich die Frage stellen, ob man es vielleicht gar nicht habe wissen »wollen«. Was ein kleiner aber wichtiger Unterschied wäre.

Die Mainzer Studie ist nach ersten Informationen endlich belastbar genug, daß man nun evtl. auch frühere Fälle neu aufrollen könnte. Freilich betonen die Wissenschaftler auch, daß es nach strahlenbiologischen Erkenntnissen keine Erklärungen für diese Häufung gebe.4 Im Klartext heißt das freilich: diese dokumentierten Fälle »dürfte« es eigentlich nicht geben. Spannend wird also, wie man mit diesen irritierenden Befunden umgehen wird.5 Nach SZ-Angaben steht in der Studie aber auch:

„Unsere Studie hat bestätigt, dass in Deutschland ein Zusammenhang zwischen der Nähe der Wohnung zum nächstgelegenen Kernkraftwerk zum Zeitpunkt der Diagnose und dem Risiko, vor dem fünften Geburtstag an Krebs (bzw. Leukämie) zu erkranken, beobachtet wird.“ [SZ]

Indizien genau dafür gab und gibt es schon lange. Erinnert sei nur an die langen Auseinandersetzungen um die auffällige Häufung von Leukämiefällen Ende der 80er Jahre im unmittelbaren Umfeld des KKW Krümmel.6 Jahre später endlich setzte die schleswig-holsteinische Landesregierung eine Untersuchungskommission ein – und nach jahrelangen Gutachterstreits, politischen Einflußnahmen, Hysterievorwürfen und Polemiken gaben 6 von 9 Kommissionsmitgliedern entnervt auf. Die Landesregierung habe – so die Erklärung der Wissenschaftler – ihre Recherchen zum Teil massiv behindert. Und am Ende ging die Sache aus wie das Hornberger Schießen: ergebnislos.

Die Kunst der Agnotologie: Mehr Studien, mehr Experten = mehr Unsicherheit

Eine der bewährtesten Strategien, um Indizien zu verwischen und zu verschleiern: man gebe neue Gutachten in Auftrag. Und schon werden neue Eventualitäten entdeckt, die im Ergebnis alles nur noch fragwürdiger erscheinen lassen. Und wo es eben neue Fragen gibt, da bleibt am Ende alles offen…

Ein Konsens konnte nicht hergestellt werden und andere Ursachen für die vielen Leukämietodesfälle in der direkt neben dem AKW liegenden Gemeinde Elbmarsch konnten niemals ausgeschlossen werden. Aber – so läuft die Sache in der Juristerei und in der Wissenschaft – wenn auch andere Ursachen in Betracht kommen, wenn auch andere potentielle Täter am Tatort nicht ausgeschlossen werden können, so kommt der Verdächtige wieder auf freien Fuß. Damals in Krümmel wurden die anderen »möglichen« Ursachen für die Todesfälle geradezu multipliziert:

„Waren Viren Schuld an der Leukämie? Schadstoffe in der Elbe? Aerosole aus dem Fluss, die an der Staustufe aufgewirbelt werden? Chemikalien aus heute oder früher ansässigen Unternehmen? Oder Wegebaumaterial, Altlasten auf Kinderspielplätzen? Muttermilch, Kuhmilch, Pflanzenschutzmittel? Selbst einer Mäuseplage im Jahr 1989 wurde nachgegangen und der Frage, ob der Deich mit Schädlingsbekämpfungsmitteln begast wurde – wurde er nicht.“ [Quelle: Die ZEIT, 25.11.2004]

Es geht hier nicht darum, die jeweiligen Landesregierungen der absichtlichen Verschleierung  solcher Technologienebenfolgen zu bezichtigen. Aber bevor man eben den Energiekonzernen (die ja auch sehr gute Steuerzahler sind) die Tür vor der Nase zuschlägt und gar eine Stillegung einzelner AKWs aus Risikoerwägungen in Betracht zieht, will man es eben ganz genau wissen.7 Und da die kausalen Zusammenhänge eben nur sehr indirekt entschlüsselt werden können, Ursache und Wirkung nur über viele Zwischenschritte in Beziehung stehen, liegen wirkliche »Beweise« letzten Endes fast nie vor.

Nicht-Wissen-Wollen: Wieso gibt es in Deutschland kein zentrales Krebsregister?

Aber daß dem auch zukünftig so bleibt, daß also die potentiell kritischen Studien erst gar nicht so belastbar sind wie notwendig, daran wirkt die bundesdeutsche Politik stillschweigend schon lange mit. Denn auch heute im Jahr 2007 gibt es in Deutschland kein einheitliches Register, in dem alle Krebsfälle oder zumindest einzelne Tumorerkrankungen erfaßt würden. Daß man ansonsten weniger Scheu zeigt, bestimmte Daten zu erheben, ist bekannt – daran kann es nicht liegen. Bisweilen versteckt man sich hinter der Ausrede, daß eben die epidemiologische Krebsregistrierung in Landesgesetzen geregelt werde. Also ist der Föderalismus dafür verantwortlich, daß zwar im Saarland oder in Hamburg seit Ende der 60er Jahre solche Register geführt werden, in anderen Bundesländern aber bis heute nicht.8

Während es in vielen Ländern seit langem zentrale Krebsregister gibt, ist das kein Anliegen der Bundesregierung. Will man eventuell manche Dinge schlicht nicht wissen…?

In anderen Ländern sind solche Krebsregister schon seit Jahrzehnten etabliert. Während meiner Mitarbeit an einer Studie zur Risikokommunikation für die EU (Projekt STARC)9 erfuhr ich beiläufig, daß man etwa in Österreich oder der Tschechei über diesen deutschen Sonderweg nur den Kopf schüttelt. Und selbst das der Mainzer Studie zugrundeliegende Kinderkrebsregister basiert quasi auf einer Privatinitiative. Angesiedelt ist es am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universität Mainz – ein Gesetz oder gar eine Meldeverpflichtung gibt es freilich nicht.

Es bleibt der Freiwilligkeit der Kinderärzte und Onkologen überlassen – wäre ja auch zuviel verlangt, wenn man hier die Kliniken oder die Krankenkassen in die Pflicht nähme, denn am Ende würde man ja möglicherweise aufgrund eines tatsächlich umfassenden, flächendeckenden Registers Zusammenhänge erkennen, von denen man lieber nichts gewußt hätte…

 

 


Links: 

Liste der Standorte von Atomkraftwerken in der Bundesrepublik:

Artikelserie der Wissenswerkstatt zur Risikokommunikation am Bsp. der Kernenergie:

 


 

Empfehlenswerte Literatur:

 

 

  1. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz erstellt. []
  2. Insofern ist meine einleitende Frage etwas zu pointiert bzw. die Aussage, daß verantwortliche Eltern nicht in die Nähe eines KKWs ziehen dürften, etwas zu stark formuliert… []
  3. Freilich – und das ist die Crux an diesem Geschäft – sind die Ergebnisse nur sehr selten eindeutig. Die Fallzahlen sind zu gering, die Streuung zu breit, als daß man daraus starke Schlußfolgerungen mit Sicherheit ableiten könnte. []
  4. Um dies nochmals klarzumachen: diese Argumentation grenzt an Naivität – denn nur weil etwas bislang nicht erklärbar ist, heißt das noch lange nicht, daß diese Effekte nicht vorhanden sind. []
  5. Zu befürchten ist natürlich, daß man die Zahlen letztlich doch durch Zufälle wegerklärt. []
  6. Da wenige Kilometer entfernt auch noch das Forschungszentrum GKSS der Helmholtz-Gemeinschaft ist, wo ebenfalls mit radioaktiven Materialen gearbeitet wird, kam auch diese Quelle als Ursache in Frage. []
  7. Hier spielt natürlich auch eine Rolle, daß man im Ernstfall vor Entschädigungsklagen zurückschreckt; denn wenn sich irgendwann einmal erweisen ließe, daß die Leukämiefälle nicht auf die AKWs, sondern auf andere Ursachen zurückgeführt werden müßten, stünden die Stromkonzerne sofort auf der Matte. []
  8. Und wie bezeichnend ist es, daß es ausgerechnet in diesen einwohnerschwächsten Staaten diese Register seit 30 Jahren gibt? In Baden-Württemberg aber beginnt man gerade jetzt 2007 mit dem Aufbau solcher Institutionen. Die Zahlen Hamburgs könnte man sich nämlich (aufgrund der doch geringen Einwohnerzahl) getrost sparen. []
  9. Mehr Infos waren u.a. hier zu lesen. []

17 Gedanken zu „Weil nicht ist, was nicht sein darf… » Die Indizien für erhöhte Leukämieraten in der Nähe von Kernkraftwerken häufen sich“

  1. Ich oute mich mal als Skeptiker:

    Es soll also einen „statistisch signifikanten Zusammenhang“ geben. Das heißt allerdings erstmal nichts anderes als dass die Wahrscheinlichkeit für ein Zufallsergebnis kleiner 5% ist.

    Da es in den letzten 20 jahren bestimmt zwei Dutzend derartige Studien (sehr unterschiedlicher Qualität) gegeben hat, ist das alles andere als eine Garantie…

    Und dann kommen wir erst zu den wirklich interessanten Feinheiten: In diesem Signifikanzniveau ist nämlich implizit die Annahme enthalten, dass Atomkraftwerke geographisch völlig zufällig verteilt seien. Das sind sie aber keinesfalls.

    Im Gegenteil, die Verteilung der Atomkraftwerke ist höchstwahrscheinlich hochgradig mit anderen siedlungsabhängigen Faktoren korelliert. Genauso wie Krebsraten.

    Das Problem mit Krebs bei Kleinkindern ist sowieso, dass der Kram zu selten auftritt, um auf statistischen Wege sinnvolle Aussagen über Ursachen oder Zusammenhänge zu machen. Bei so kleinen Zahlen reicht ein Zufallscluster, um das Ergebnis massiv zu verzerren.

    Das Paper überzeugt mich jedenfalls überhaupt nicht.

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  2. Es gibt inzwischen Dutzende von Studien zum Leukämierisiko in der Umgebung von Kernkraftwerken. In den USA wurden jüngst 17 davon ausgewertet. Auch dort kommt man zu dem Schluss, dass es für Kinder unter fünf Jahren einen „statistisch signifikanten“ Zusammenhang zwischen dem Risiko, an Leukämie zu erkranken und der Nähe des Wohnorts zu Atommeilern gibt. Gleichzeitig stellen die Experten dieser Studien aber immer fest, dass ein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und den Atomkraftwerken nicht nachweisbar ist.
    Dieser Widerspruch erklärt sich erst, wenn man die juristischen Folgen bedenkt.

    Natürlich möchten die Atomkraftwerksbetreiber Schadensersatzansprüche von betroffenen Familien auf alle Fälle vermeiden. Das wissen auch die Experten, die solche Studien vorstellen. Also einigt man sich darauf, dass zwei und zwei vier ist, dass dies aber nicht endgültig bewiesen werden kann. Auf den juristischen Hintergrund der Interpretations-Verrenkungen wird leider zu wenig hingewiesen.

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  3. @ Fischer, Du schreibst:
    „Es soll also einen ’statistisch signifikanten Zusammenhang‘ geben. Das heißt allerdings erstmal nichts anderes als dass die Wahrscheinlichkeit für ein Zufallsergebnis kleiner 5% ist.“ (Herv. von mir)
    Ja, kann man irgendwie so stehen lassen. Einen guten Einstieg, was das innere Wesen von ‚Signifikanz‘ ist, bietet etwa Wolfgang Ludwig-Mayerhofer auf seinem empfehlenswerten Internet-Lexikon der Methoden der empirischen Sozialforschung.

    „Und dann kommen wir erst zu den wirklich interessanten Feinheiten: In diesem Signifikanzniveau ist nämlich implizit die Annahme enthalten, dass Atomkraftwerke geographisch völlig zufällig verteilt seien. Das sind sie aber keinesfalls.“ (Herv. von mir)
    Das verstehe ich nicht: Wieso bedarf das „Signifikanzniveau“ der Annahme, das „Atomkraftwerke geographisch völlig zufällig verteilt“ sind? Was heißt „geographisch zufällig“?

    Grundsätzlich lässt sich bei diesen Pressemeldungen kritisieren, dass mit Zusatzinformationen eher zurückhaltend umgegangen wird: kein Verweis auf die Studie, kein namentlicher Hinweis auf die Forscher (Maria Blettner, glaube ich [1]) etc..

    [1] http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,522203,00.html.

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  4. @Fischer:

    +1. Du hast Recht: auch diese Studie (ich kenne bislang nur die Vorabberichterstattung) liefert keine kausal-eindeutigen Zusammenhänge. Das wird aber – wir reden von sog. systemischen Risiken – auch niemals möglich sein. Dennoch scheint mir die Mainzer Studie solider gearbeitet, als die meisten anderen; dies leitet sich für mich aus der Tatsache her, daß man im Auftrag des BfS seit 2003 daran arbeitete, die Mainzer Forscher erhebliche Erfahrungen in diesem Gebiet haben und (ebenfalls nur ein schwaches Indiz, aber immerhin) die Gruppe von Anfang an heterogen zusammengesetzt war. Warten wir ab, aber ich habe die Hoffnung, daß im Ggs. zu früheren Studien das Ergebnis nicht nur die Erwartung/Standpunkte der beteiligten Forscher widerspiegelt.

    +2. Klar, die Kraftwerke sind nach bestimmten Kriterien in der Republik verteilt. Allerdings spielten da auch immer starke politische Präferenzen mit, so daß ich den Verdacht habe, daß sich hier keine allzu identischen sozialen bzw. geographischen Standorte ergeben haben. Außerdem ließen sich solche Faktoren (bei derzeit 17 Standorten) auch wieder rausrechnen.
    Insofern verstehe ich deinen Einwand bzgl. des Signifikanzniveaus ebenfalls nicht.

    +3. Die geringe Fallzahl ist natürlich ein Problem. Hatte ich auch oben in Fußnote 3 angemerkt. Allerdings wenn man viele Standorte (bei denen eben Randbedingungen variieren!) über mehr als 20 Jahre in den Blick nimmt, dann lassen sich durchaus Schlußfolgerungen ableiten.

    @Wolfgang Michal:
    Ich kenne die US-Studien nicht. Aber der Hinweis auf die besondere Problematik, da hier letztlich auch Schadensersatzforderungen im Raum stehen (in den USA noch relevanter) ist richtig. Ich hatte oben (Fußnote 7) auch darauf verwiesen.

    @Bernd:
    Ja, das ist das Problem, wenn eine Zeitung (wie hier die SZ) vorab bereits erste Infos meldet. Man hat dann nur sehr bruchstückhafte Anhaltspunkte. In den nächsten Tagen sind wir schlauer.

    Antworten
  5. Noch kurz einige grundsätzliche Sätze zur Abschätzung von Risikopotentialen wie im Fall der Kernenergienutzung (Ich habe im Artikel ja auf risikosoziologische Terminologie verzichtet, deshalb hier nun noch ein kleiner Nachtrag):

    Die Kernenergienutzung ist ein klassischer Fall eines sog. „systemischen Risikos“. Damit bezeichnet man in der Risikosoziologie gewöhnlich Risiken, die sich durch die Faktoren Komplexität, Ungewißheit und Ambiguität auszeichnen.

    Mit Komplexität ist auf der Ebene der sachlich-physischen Zusammenhänge der Umstand bezeichnet, daß zwischen Ursache und Wirkung sehr viele Variablen zwischengeschaltet sind. D.h.: auslösendes Ereignis und Ergebnis sind räumlich und zeitlich weit voneinander getrennt. Außerdem addieren sich möglicherweise weitere Einflußfaktoren oder schwächen sich gegenseitig ab.
    Bsp.: wenn ich Opfer eines Verkehrsunfalles werde, dann liegt hier eine eindeutige (nicht-komplexe) Kausalität vor. Wenn ich allerdings irgendwann an Krebs erkranke, werde ich nie rekonstruieren können, ob es daran lag, daß ich zwanzig Jahre zuvor einige Zeit direkt neben einer Hochspannungsleitung gewohnt habe… Bei der Atomenergie verhält es sich ähnlich.

    Der Faktor Ungewißheit meint nicht die (quasi faktischen) Verursachungszusammenhänge, sondern unser Wissen darüber. Und dieses ist immer begrenzt und wir agieren hier meist im Grenzbereich zwischen Wissen und Nicht-Wissen. D.h. konkret: wir haben bspw. noch so wenig verstanden, wie Krebs tatsächlich zustande kommt, welche Dispositionen ihn begünstigen, welche nicht, etc. Außerdem wissen wir bspw. nur sehr wenig darüber, welche Schadensexposition (wie lange ich einer potentiell schädigenden Quelle ausgesetzt bin) welche Effekte zeitigt. Und diese variieren natürlich wieder individuell. Außerdem sind Messungen nur sehr schwer und/oder indirekt möglich.

    Und letztlich spielt der Faktor Ambiguität darauf an, daß die Ergebnisse von Risikoabschätzungen (die eben die beiden oben genannten Faktoren beinhalten) 1. immer auch einen Interpretations- und 2. Bewertungsspielraum offenlassen. Die Interpretation, also unterschiedliche Schlußfolgerungen bzgl. der wissenschaftlichen Ergebnisse, liegt darin begründet, daß wiederum unterschiedliche wissenschaftliche Positionen herangezogen werden können. Die Bewertung meint dann die Akzeptabilität: d.h. hier sind politisch-soziale Bewertungsprozesse involviert, die sich der Frage stellen müssen, welche (hypothetischen) Risiken zu tolerieren sind…

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  6. @ Bernd:
    *Das verstehe ich nicht: Wieso bedarf das “Signifikanzniveau” der Annahme, das “Atomkraftwerke geographisch völlig zufällig verteilt” sind? Was heißt “geographisch zufällig”?*
    Das liegt einfach daran, dass dabei ja nur auf der Basis einer statistischen Verteilung, zentriert auf den Erwartungswert, argumentiert wird. Der Erwartungswert wiederum ist ja näherungsweise ein Querschnittswert durch die gesamte Republik. Stadt, Land, Fluss sozusagen.

    Wenn jetzt Atomkraftwerke irgendwie systematisch verteilt sind, zum Beispiel alle in Industriegebieten oder so stehen, dann vergleicht man bei dieser Berechnung zwei unterschiedliche Stichproben, nämlich einmal die über die gesamte Menge (Erwartungswert) und eine Teilmenge, die nach dem Kriterium selektiert ist, die die Verteilung von Atomkraftwerken bestimmt.

    @ Marc:
    *Allerdings spielten da auch immer starke politische Präferenzen mit, so daß ich den Verdacht habe, daß sich hier keine allzu identischen sozialen bzw. geographischen Standorte ergeben haben. Außerdem ließen sich solche Faktoren (bei derzeit 17 Standorten) auch wieder rausrechnen.
    Insofern verstehe ich deinen Einwand bzgl. des Signifikanzniveaus ebenfalls nicht.*
    Ich meine keine primär politischen Gesichtspunkte, sondern vor allem standorttechnische. Und da ist die Auswahl durchaus begrenzt.

    *+3. Die geringe Fallzahl ist natürlich ein Problem. Hatte ich auch oben in Fußnote 3 angemerkt. Allerdings wenn man viele Standorte (bei denen eben Randbedingungen variieren!) über mehr als 20 Jahre in den Blick nimmt, dann lassen sich durchaus Schlußfolgerungen ableiten.*
    Die Fallzahlen sind schlicht die Crux. Wir reden hier ja nicht davon, dass die Leute reihenweise umkippen. Was dort gemessen werden soll, sind sehr schwache Effekte. Ein Leukämiefall pro Jahr von der Größenordnung her. Eine Case-Control-Studie mit Fallzahlen im zweistelligen Bereich wird hier nie etwas anderes produzieren als eine Hausnummer. Und eine Meta-Studie über derartige Studien wird nie ein sichereres Ergebnis bringen als die schlechteste der Einzelstudien. Garbage in, garbage out…

    Das zentrale Problem all dieser Studien ist meiner Ansicht nach auch ein ganz anderes: Sie dienen nicht der Aufklärung, sondern schlicht der Diskussionsvermeidung. Du bist ja in deinem letzten Post schon auf das Problem der Risikobewertung eingegangen. Und da liegt letztendlich der Hund begraben.

    Weder Atomkraftbefürworter noch -gegner wollen die eigentlich notwendige Diskussion über Bewertung und Abwägung von Risiken zu führen. Die Befürworter wollen nicht zugeben, dass es ein Risiko gibt, und die Gegner wollen ums Verrecken nicht zugeben, dass man Risiken auch mal in Kauf nehmen kann.

    Im Grunde sind derartige Studien bloß Spiegelfechterei für Leute, die sich schwierige moralische Entscheidungen von anderen abnehmen lassen wollen, so nach dem Motto: Produziert uns die alleinseligmachende Zahl und lasst mich zufrieden.

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  7. @ Fischer:
    Mein (unser) Grundproblem ist, dass wir das Studiendesign nicht kennen. Du erwähnst in der Antwort auf Mark das Stichwort „Case-Control-Studie“. Weiß Du das sicher? Auf die Schnelle habe ich nur folgende Darstellung gefunden:

    „1592 krebserkrankte Kinder und 4735 gesunde Kinder wurden untersucht, die zur selben Zeit in derselben Gegend aufgewachsen waren. Das Ergebnis: Je näher die Kinder am Reaktor aufgewachsen waren, desto höher lag demnach ihr Risiko, an Krebs zu erkranken – und umgekehrt.“ (Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,522113,00.html)

    Du schreibst: „Das liegt einfach daran, dass dabei ja nur auf der Basis einer statistischen Verteilung, zentriert auf den Erwartungswert, argumentiert wird.“

    – Ich weiß nicht genau, was Du in Deinem Fall mit „Erwartungswert“ meinst (grundsätzlich weiß ich, was was ein E. ist). Ich vermute, dass in der Untersuchung odds ratios, relative Risiken o.ä. berichtet wurden. Meinst Du diese Statistiken, wenn Du von E. sprichst? Verteilungen von odds ratios haben natürlich auch E., doch häufig wird E. und arithmetisches Mittel synonym verwendet. Meinst Du das?
    – Warum schreibst Du „nur“? Alle meine eigenen Arbeiten fußen auf Verteilungen und meistens ‚kürze‘ ich diese Verteilungen ab, indem ich etwa das arith. Mittel, den Median, die Varianz etc. berichte.

    Du schreibst: „Der Erwartungswert wiederum ist ja näherungsweise ein Querschnittswert durch die gesamte Republik. Stadt, Land, Fluss sozusagen.“

    – Wie kommst Du darauf, dass sich der „Erwartungswert“ einer ganz bestimmten Stichprobe von Kindern, die um Atomkraftwerke herum leben, auf ganz Deutschland beziehen sollte? Ich bin sicher, dass die Grundgesamtheit (GG) nicht als „gesamte Republik“ definiert wurde.
    – Und es geht auch gar nicht um die „gesamte Republik“, sondern um alle Kinder, die bestimmten (möglicherweise krankmachenden) Einflüssen im Umkreis von Atomkraftwerken ausgesetzt sind. Wenn es sich tatsächlich um eine Fall-Kontroll-Studie handeln sollte, dann müsste man natürlich dafür Sorge tragen, dass die Kontroll-Gruppe möglichst gut bestimmt wird. Wenn Deine Kritik in diese Richtung zielt, dann könnte ich das nachvollziehen.

    Du schreibst weiter: „Wenn jetzt Atomkraftwerke irgendwie systematisch verteilt sind, zum Beispiel alle in Industriegebieten oder so stehen, dann vergleicht man bei dieser Berechnung zwei unterschiedliche Stichproben, nämlich einmal die über die gesamte Menge (Erwartungswert) und eine Teilmenge, die nach dem Kriterium selektiert ist, die die Verteilung von Atomkraftwerken bestimmt.“

    – Es gibt keine zwei Stichproben. Die „gesamte Menge“ wäre die Grundgesamtheit und das ist ja gerade keine Stichprobe.
    – Ich würde (zumindest einen Teil) Deine(r) Argumentation verstehen, wenn Du unterstellen würdest, dass der Bau von Atomkraftwerken überzufällig häufig mit einer dritten, unbekannten Größe einergeht, die der eigentliche Verursacher von Leukämie ist.

    Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, wenn meine Fragen/Kritik etwas ausführlicher ausgefallen sind, doch ich verstehe schlicht einen Teil Deiner Ausführungen nicht. Für Dein abschließendes Fazit („Im Grunde sind derartige Studien bloß Spiegelfechterei für Leute […]“) ist Deine Auseinandersetzung mit der Statistik und dem Studiendesign doch gar nicht nötig, oder?

    Antworten
  8. @Fischer:
    Klar, die geringen Fallzahlen machen solche Studien besonders schwierig, aber – da schließe ich mich Bernd an – wir wissen bislang so gut wie nichts über das Studiendesign und da sind alle Mutmaßungen über Fehlerquellen und mögliche Äpfel-Birnen-Vergleiche spekulativ. Ich nehme an, daß bis in 2-3 Tagen zumindest eine Kurzfassung als PDF vorliegt.

    Bzgl. der Standortauswahl wollte ich nur zum Ausdruck bringen, daß natürlich die „optimalen“ Standorte alle bestimmte Ähnlichkeiten aufweisen. Aber da – das mein Argument – immer auch politische Kalküle mitwirken, sind die tatsächlichen Standorte doch wieder unterschiedlicher als wenn man nur nach Sachkriterien auswählen würde (das ist aber auch nur wieder ein Verdacht meinerseits).

    Ansonsten stimme ich Dir zu: die Risikobewertung ist der springende Punkt – die Gesellschaft als Ganze (und die Politik müsste hier eben moderieren) muß die Frage beantworten, welche Risiken sie einzugehen bereit ist. Auf der einen Seite steht der erhoffte Nutzen (benefits), der gegen eventuelle Schäden/Folgekosten abzuwägen ist.

    Allerdings wäre es falsch den Wissenschaftlern hier die Verantwortung zuzuschieben: die Wissenschaft wird hier (seitens der Politik) systematisch überfordert. In Ministerien und Parlamenten findet man leider häufig die naive Erwartungshaltung (gepaart mit Expertengläubigkeit), daß eine wissenschaftliche Studie eindeutige Ergebnisse und am besten gleich noch die Patentrezepte liefern solle. Das wird Wissenschaft (wenn es um „systemische Risiken“ geht) niemals können. Es gibt bei großtechnischen Anlagen kein Nullrisiko.

    Abgesehen davon reden wir ja im konkreten Fall nur von einer von vielen strittigen Fragen. Denn die Studie bezieht sich ja lediglich auf Gesundheitsgefährdungen, die sich während des Reaktor-Normalbetriebs ergeben. Vollkommen unabhängig davon sind die Risikoabschätzungen, die die Unfallswahrscheinlichkeit (bis hin zum sog. GAU) betreffen, davon zu unterscheiden ist wiederum die Frage der Endlagerung oder die Frage der Proliferation von atomwaffenfähigem Material etc. Und überall kann die Wissenschaft niemals eindeutige Antworten geben. Hier ist schon die Politik gefragt, die sich beharrlich feige wegduckt und hofft, ihr würde die Entscheidung abgenommen.

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  9. Natürlich war zu erwarten, dass auch die neuerliche Studie durch weitere Studien überprüft werden muss. Nach dieser bewährten Methode wird in der Elbmarsch – ich wohne 27 km Luftlinie von Krümmel entfernt – seit vielen Jahren verfahren. Man wird nie nachweisen können, dass dieser spezielle Krebsfall (der ja erst Jahre später auftaucht) von diesem speziellen Atomkraftwerk (bzw. einem Unfall auf seinem Gelände) ausgelöst worden ist. Das ist der Knackpunkt.

    Ich frage mich deshalb, ob Kausalität in solchen Fällen überhaupt ein brauchbares Kriterium ist. Auch bei zahlreichen Berufskrankheiten, zuletzt bei den an Krebs erkrankten Bundeswehrsoldaten, die an Radaranlagen gearbeitet hatten, gibt es das (Entschädigungs-)Problem der kausalen Nachweisbarkeit (was für die Betroffenen oft unerträgliche Folgen hat). Die Ursache liegt klar zutage, aber man hat keine (gerichtsverwertbaren) Belege.

    Das Geographieargument begreife ich nicht. Baut man Atomkraftwerke in die Nähe von Leukämieclustern (Fischer) oder entstehen Leukämiecluster in der Umgebung von Atomkraftwerken?

    Hier ein Link zu den US-Studien:

    http://www.curado.de/krebs/leukaemielymphome/krebs-der-biologische-hintergrund/kinder-neben-atomkraftwerken-erkranken-oefter-an-leukaemie/

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  10. @ Bernd:
    Aus Zeitmangel in aller Kürze:
    *Ich weiß nicht genau, was Du in Deinem Fall mit “Erwartungswert” meinst (grundsätzlich weiß ich, was was ein E. ist). Ich vermute, dass in der Untersuchung odds ratios, relative Risiken o.ä. berichtet wurden. Meinst Du diese Statistiken, wenn Du von E. sprichst?*
    Nein, ich rede von den blanken Rohdaten, also den absoluten Fallzahlen.

    *Wenn es sich tatsächlich um eine Fall-Kontroll-Studie handeln sollte, dann müsste man natürlich dafür Sorge tragen, dass die Kontroll-Gruppe möglichst gut bestimmt wird. Wenn Deine Kritik in diese Richtung zielt, dann könnte ich das nachvollziehen.*
    Genau das meine ich. Ich bezweifle, dass man die Kontrollgruppe genau genug bestimmen kann. Wir reden ja über winzigst-Fallzahlen in relativ großen Zeiträumen, da kann ne kleine Verzerrung schon ganz erhebliche Auswirkungen haben.

    *Ich würde (zumindest einen Teil) Deine(r) Argumentation verstehen, wenn Du unterstellen würdest, dass der Bau von Atomkraftwerken überzufällig häufig mit einer dritten, unbekannten Größe einergeht, die der eigentliche Verursacher von Leukämie ist.*
    Das halte ich in der Tat für gut möglich. Ich vermute konkret, dass Atomkraftwerke mit Schwer- und Fernverkehr, Deponien, Altlasten, anderen Kraftwerken und Industrie korelliert sind.

    Ich will gar nicht sagen, dass irgendein derartiger Faktor nun unbedingt für das Ergebnis verantwortlich ist. Mein Punkt ist einfach, dass die Zahlen genausogut von sowas verursacht sein können, oder auch ein blankes Zufallsergebnis.
    Meiner Ansicht nach hat die Studie keine Aussagekraft in die eine oder andere Richtung.
    Heute war ein schöner Artikel im Spiegel, in dem ein paar mehr Details drinstehen, die meinen Anfangsverdacht meiner Ansicht nach bestätigen:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,522804-2,00.html
    Der Artikel im Tagesspiegel haut ja in die gleiche Kerbe.

    *Für Dein abschließendes Fazit (”Im Grunde sind derartige Studien bloß Spiegelfechterei für Leute […]”) ist Deine Auseinandersetzung mit der Statistik und dem Studiendesign doch gar nicht nötig, oder?*
    Das sehe ich anders. Schließlich basiert mein Fazit ja auf der Ansicht, dass derartige Studien schon vom Design her nicht geeignet sind, aussagekräftige Ergebnisse zu erbringen. Das kann man ja nicht einfach so als Behauptung aus der Luft greifen, da muss man sich schon konkret mit der Materie befassen.

    @ Wolfgang Michal:
    Die Welt besteht nicht ausschließlich aus Leukämieclustern und Atomkraftwerken. Da kann noch so einiges anderes mit drinhängen.

    Ihr Link führt übrigens, soweit ich das erkennen kann, nicht zu irgendwelchen Studien.

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  11. Der Artikel ist viel zu einseitig!Den in den ganzen Artikel die eindeutig gegen AKWs sind wird NIE erwähnt warum die Wissenschaftler keine Verbund zwischen AKWs und Krankheiten finden…der Grund ist ganz einfach: Bei DEUTSCHEN AKWs ist die Strahlenbelastung vor dem Bau des AKWs genauso hoch wie bei der in Betriebnahme und immer noch so hoch in 20 Jahren Laufzeit! Das ist das Entscheidene warum kein seriösser Wissenschaftler behaupten kann, dass sie Krankheit mit den AKWs in Verbindung stehen kann, WEIL nachgewiesen wurde das ein AKW eben nicht die Strahlenbelastung erhöht und wenn es das nicht tut wie will dann ein AKW für die Krankheiten verantwortlich sein?Übrigens: das die Strahlenbelastung den“normal“Wert nicht überschreiten darf ist gesetzlich vorgeschrieben und werd von verschiedenen Stellen überprüft(z.B. auch die Umweltbehörde und anderen Umweltschützern)

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  12. @Bernd:

    Man sehe es mir nach, daß ich mich amüsiere:

    …das die Strahlenbelastung den „normal“Wert nicht überschreiten darf ist gesetzlich vorgeschrieben und werd.. überprüft…

    Hoffentlich ist das der jeweiligen Strahlendosis bekannt, daß sie sich gefälligst an Grenzwerte zu halten hat! ;-(

    Mit Verlaub: das ist wirklich Nonsense. Denn die Grenzwerte (0,3mSv/Jahr über den Luftpfad, 03mSv durch Abwasser) sind bundeseinheitlich festgelegt und haben nichts mit den Werten vor dem Bau der AKWs zu tun. In der Realität haben wir aber eine beträchtliche Schwankungsbreite der natürlichen Strahlenbelastung, die zunächst gar nichts mit den Standorten der AKWs zu tun hat – zusätzliche radioaktive Belastungen durch die AKWs addieren sich einfach dazu.

    Die Festlegung dieses 0,6mSv-Grenzwertes wurde übrigens 1969 durch die Atomaufsicht auch dadurch begründet, daß eine geringere Schwelle nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand durch die Betreiber einzuhalten wäre. Der Grenzwert ist also ein Kompromiß zwischen Wirtschaftlichkeit und Minmierung von Gesundheits- bzw. Strahlenrisiken – in der Literatur ist aber unbestritten, daß jede Zunahme (auch unter den Grenzwertschwellen) mit einer Erhöhung der Krebsrate einhergeht.

    Also: es ist zwar sehr, sehr schwer, den kausalen Zusammenhang zwischen Leukämiefällen und dem konkreten AKW vor Ort festzustellen. (Einfach weil Krebsentstehung ein multifaktorieller Prozeß ist!) Aber die Behauptung, es sei im Umkreis der AKWs überhaupt nichts meßbar, ist Unfug! (Und man berücksichtige, daß man nur messen kann, wonach man sucht…)

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  13. Ne du hast da wenn was flasch verstanden, also nochmal von vorne: (Eon z.b.)will ein AKW am Standort A aufbauen. Nach vielen gelaber und Vorschrifften wird bevor mit dem Bau begonnen wird verschiedenen Sachen gemessen. Dazu gehört der Temperatur vom FLuss und eben auch die Strahlenbelastung und das ganze über 2-3 jahre. Und diesen Wert nimmt man her um zu überprüfen ob die Strahlung zugenommen hat oder eben nicht. Diese Strahlungswerte werden immer gemesen also zu jeder zeit und das wird eben ausgewertet um zu kucken ob die Strahlung zugenommen hat oder eben nicht! Und sie darf eben nicht zunehmen(zumindest nicht über ein bestimmten minimalen Berreich) weil das sonst bedeuten würde das AKW hat einen defekt. Natürlich kann man immer noch nicht hunderprozentig sagen wenn eine Schwankung auftritt ob diese vom AKW kommt oder eben natürlichen Ursprung hat (oder von Tschernobyl wieder was rübergeblasen wurde^^) Aber man konnte eben bei allen deutschen AKWs keine (nennenswerte) Steigerung der Strahlendosis verstellen und somit kann man schlecht sagen, dass das AKW dafür verantwortlich ist. Und da die Behörden und Verbände, die das Überprüfen nicht dem AKW gehören und offt sogar von AKW Gegner betrieben werden kannst du dir sicher sein, dass sie richtig und alles messen. Die wissenschaft ist eben davon überzeugt, dass die geringe Strahlenmnge durch ein AKW nicht so großen Effekt haben kann.

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  14. Mal überlegt, dass AKWs immer in Feuchtgebieten gebaut werden? Mal nachgesehen, dass in und um Feuchtgebiete immer erhöhte Krebszahlen auftreten, auch fernab von AKWs hinterm Deich, in Holland, in Florida, in Reisanbaugebieten? Mal nachgesehen, wie und wo z.B. Phosphin in der Natur entsteht und was es bewirkt?

    Nur als Denkanstoß
    /Kasta

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