Dresden, Twitter und billiges Bier

Präsentation erster Ergebnisse der Twitterstudie

Bei meinem letzten Besuch in Dresden war die Frauenkirche nicht mehr als eine Ruine. Ein Erdhügel mit ein bißchen Schutt und Gerüsten und ein paar Mauerresten. 1993 war das. Letzte Woche war ich nun nach fast 20 Jahren wieder an der Elbe. Ein kurzer Bericht und zwei Photos.

Frauenkirche Dresden
Dresden: Frauenkirche am Neumarkt

Die Zeitverfluggeschwindigkeit wird einem oft so richtig bewußt, wenn man sich an Reisen oder prägende Erlebnisse zurückerinnert. 1992 war ich in Barcelona, 1994 in London. Alles schon eine halbe Ewigkeit her. Und in Dresden war ich eben 1993. Und das gleich zweimal: zuerst Anfang Mai zu einem Zehnkampf-Länderkampf der Jugend und dann irgendwann in den Sommerferien auf Einladung des Sächsischen Leichtathletikverbandes. Schon allein die Unterbringung in der ehemaligen Sportschule (die sich damals noch im Originalzustand der 80er Jahre befand) war für uns (verwöhnte) Westsportler eine besondere Erfahrung. Fahrten mit knatternden Trabis oder die Berge Kartoffelpuffer und Bier in der Kneipe „RealPlanwirtschaft“ ebenso. :-)

Wieder an der Elbe

Wann ich wohl wieder nach Dresden gekommen wäre, wenn nicht letzte Woche das „5. Forum Wissenschaftskommunikation“ dort stattgefunden hätte? Egal – ich habe die Gelegenheit jedenfalls genutzt, um am Dienstagvormittag einen ausgiebigen Stadtspaziergang zu unternehmen. Die Altstadt ist noch genauso postkartenschön und seniorengefüllt, wie ich sie in Erinnerung hatte. Nur die Frauenkirche dominiert nun wieder den Neumarkt und komplettiert das Bilderbuchensemble. Auf der anderen Seite der Elbe, der Neustadt, geht es deutlich lebendiger und weniger museal zu. Und das Bier ist für Menschen, die v.a. Münchner oder Stuttgarter Preise gewöhnt sind, immer noch irritierend billig.

Dresden - Hofkirche und Elbe
Dresden: Blick von der Brühlschen Terasse auf Hofkirche und Schloß

 5. Forum Wissenschaftskommunikation

Zum Stadtbummel war ich freilich nicht in Dresden. Die meiste Zeit war für das „Forum Wissenschaftskommunikation“ reserviert. Fast drei Tage voller Vorträge, Diskussionen und Gespräche rund um das Thema „Wissenschaftskommunikation“. Als Gelegenheit, um alte Kontakte aufzufrischen und neue Kontakte zu knüpfen, funktioniert das ziemlich gut.

Das „Forum Wissenschaftskommunikation“ funktioniert wunderbar als Kontaktbörse. Neue Themen und Formate sind weniger zu finden… Allerdings – und hier muß ich Matthias Fromm grundsätzlich Recht geben1 – gab es auch dieses Jahr relativ wenig Aufregendes auf der inhaltlichen Seite. Der Einstieg mit dem Vortrag von Mark Benecke hat mir aber gut gefallen: da waren auch einige unbequeme Statements mit dabei. Mit allen Punkten bin ich zwar nicht einverstanden, aber insgesamt fand ich das schon ganz erfrischend. Ansonsten mangelte es aber ein wenig an frischen Ideen oder Impulsen. Inhaltlich und vielleicht auch formal.

Und das gilt auch ein Stück weit für die Veranstaltung, an der ich selbst beteiligt war. Denn wirklich neu ist es ja nicht, dass auch Twitter für die Wissenschaftskommunikation genutzt werden kann.2 Henning Krause hat diesmal v.a. über die Tweetups erzählt, was immerhin eine neue Facette darstellt. Bei mir waren es die ersten Ergebnisse meiner Twitterstudie.

Ein wenig aus der Reihe tanzte Marco Trovatello, der über die Umstellung des DLR auf die Creative-Commons-Lizenz berichtete. Das war u.a. eines der bislang noch nicht auf dem Forum debattierten Themen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich das Forum weiterentwickelt – klar ist, daß bei der Programmplanung ganz verschiedene Interessen, Zielgruppen und Erwartungen bedient werden müssen und es ist immer sehr viel leichter ist, neue Ideen und Impulse zu fordern, als diese für so eine Konferenz umzusetzen.

Erste Vorergebnisse der Twitterstudie

Twitter sabotiert meine Twitterstudie: Deshalb nur Vorergebnisse. Ursprünglich wollte ich in Dresden die Ergebnisse meiner Twitterstudie vorstellen. Doch dabei ist mir ausgerechnet Twitter in die Quere gekommen. Die Einschränkungen des Twitter-API-Zugriffs haben dazu geführt, daß ausgerechnet meine Datenabfragen seit September nicht mehr funktionieren. In mühsamer Kleinarbeit habe ich mir im Frühjahr eine Lösung gebastelt, um die wichtigsten Kennzahlen der rund 600 Twitteraccounts, die ich in meiner Studie beobachte, automatisiert abzufragen. Und genau das funktioniert seit einigen Wochen nicht mehr. ;-(

Insofern sind es wirklich nur erste Vorergebnisse (die entsprechend mit Vorsicht zu bewerten sind)! Ende Februar/Anfang März hoffe ich, wirklich die Arbeit und Auswertung abgeschlosssen zu haben. Bis dahin noch ein wenig Geduld.

Rainer Korbmann hat meine Zwischenergebnisse in seinem Beitrag sehr gut zusammengefasst, weshalb ich an der Stelle gerne auf ihn verweise:

Hier möchte ich nur eine Folie herausgreifen, die ich ganz interessant finde. Es ist der Zusammenhang zwischen der Twittererfahrung und der Followerzahl abgebildet. Und dabei ist (wie ich durch die Pfeile markiert habe) sehr auffällig, daß quasi alle Accounts, die mehr als 1000 Follower aufweisen, länger als 3 Jahre aktiv sind. Das ist natürlich kein Automatismus. Es gibt jede Menge Accounts, die genauso lange dabei sind und dennoch nur wenige hundert Follower aufweisen können. Dennoch scheint da ein Zusammenhang zu bestehen.

Dresden, Twitter und billiges Bier
Twitterstudie: Zusammenhang zwischen Twittererfahrung und Followerzahl

 

Und hier – der Vollständigkeit halber – meine komplette Präsentation mit einigen (Vor-)Ergebnissen der Twitterstudie. Und ansonsten vertröste ich euch eben auf das Frühjahr. :-)

 
P.S.:

Der oben bereits verlinkte Rückblick von Matthias Fromm auf das Forum (inkl. Stärken und Schwächen) sei ausdrücklich empfohlen. Inkl. der Kommentare (!), wo auch angesprochen wird, wie schwierig es ist, eine solche Konferenz inhaltlich zu planen. Gute Ideen, Themen und Referenten fallen ja auch nicht vom Himmel. (Hinweis: Ich war 2010 auch Mitglied der Programmkomitees für das „Forum Wissenschaftskommunikation“ und weiß insofern aus eigener Erfahrung, wie engagiert man sich beim Veranstalter „Wissenschaft im Dialog“ bemüht.)

  1. Wobei es durchaus auch Themen gab, die ehrlicherweise noch nicht zigmal durchgekaut worden sind. Crowdfunding in der Wissenschaft zum Beispiel. Darüber gab es 2009, 2010f. noch nichts zu hören. []
  2. Ich selbst denke ja häufig, daß das Thema eigentlich nun wirklich durch ist, aber die Nachfragen belehren mich immer wieder eines Besseren. []

11 Gedanken zu „Dresden, Twitter und billiges Bier“

  1. Danke für die ersten Ergebnisse. Ein Punkt zu der Followerfrage, den ich bisher bei Dir noch nicht finden konnte bzw. vielleicht auch überlesen habe, ist die Qualität der Follower. Wer mir folgt, kann ich nicht beeinflussen (oder nur sehr marginal, wenn ich Twitterer direkt anspreche und daraus sich eine Followerschaft entwickelt). Zahlreiche Bots, „Experten“, Marketer, „Im-Internet-schnell-Geld-verdiener“ folgen einem. Ich schätze mal, daß die Hälfte meiner Follower darunter fällt. Nimmst Du diesen Aspekt in Deiner Auswertung mit auf?

    P. S. Als Dresdnerin muß ich mal einwerfen, daß mehr als die Frauenkirche in Dresden seit 1993 wiedererrichtet worden ist: Neumarkt, Schloß, Renovierung der Prager Straße…. übrigens gibt es in der Neustadt eine Kneipe die „Planwirtschaft“ heißt…

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    • Hallo Wenke,

      Danke für den Hinweis: natürlich meine ich die „PLANwirtschaft“, keine Ahnung wie ich auf „Realwirtschaft“ gekommen bin. Hab’s oben korrigiert.

      Zu den Followern:

      Es stimmt natürlich, daß ein gewisser Prozentsatz aus Fake-Accounts oder Bots besteht. Allerdings habe ich mir sicher einige Dutzend Twitteraccounts näher dahingehend durchgesehen und keine Auffälligkeiten festgestellt. Es scheint in etwa bei allen twitternden Wissenschaftlern ähnlich viele „Fake-Accounts“ unter den Followern zu geben. Insofern spare ich mir die Mühe, das rauszuzählen (wüßte ohnehin nicht, wie ich das mit vertretbarem Aufwand machen könnte.)

  2. Hallo Marc!

    Danke für die Zusammenfassung und auch den Hinweis auf meinen Post. Ich kann mir absolut vorstellen wie schwierig die Arbeit im Programmkomitee ist. Die Arbeit des WiD will ich auf keinen in Abrede stellen – diese würde ja auch mit einer entsprechenden Orientierung der Einreichenden erleichtert werden. ;-)

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