„And the winner is…“ » Die Wissenswerkstatt ist nominiert für den »besten Sport-Blog-Beitrag des Jahres 2007« | Werbepause 02

Start_01.jpgSind Sie sich eigentlich darüber bewußt, daß sie gerade einen Hybridblog lesen? Nein, keine Angst und klicken Sie nicht gleich weg! Das ist nicht ansteckend! "Hybridblog" deswegen, weil die Wissenswerkstatt weit davon entfernt ist, ein reines Wissenschaftsblog zu sein.

Denn immerhin werden hier vereinzelt ja auch Anmerkungen zu Politik, Pop und (auch wenn Sie es bislang nicht bemerkt haben) Sport eingestellt. Und vielleicht sollte ich mir ernsthaft überlegen, die Fronten zu wechseln: denn einer meiner Sporttexte ist derzeit einer der Kandidaten für »den besten Sport-Blog-Beitrag des Jahres 2007«. Nicht schlecht, oder? ;-)

Aber kurz zur Erklärung: manche der Leser, die mich auch vom Leben außerhalb der Wissenswerkstatt kennen, wissen ja, daß ich in meiner längst vergangenen Jugend ein recht passabler Sportler gewesen bin. Wobei das nun vermutlich auch wieder einen falschen Eindruck vermittelt. Denn die Vorstellung, ich sei eine der üblichen Sportgranaten gewesen, also einer der Typen, die im Winter mit waghalsigen Skiabfahrten bei den Mädels Eindruck schinden, im Sommer am Strand beim Beachvolleyball eine gute Figur abgeben und schließlich im Freibad mit einem doppelten Salto vom Sprungturm für Aufsehen sorgen, ist nicht wirklich zutreffend.

Um eines klarzustellen: einer "der" Typen war ich nie. Was vermutlich auch damit zusammenhängt, daß ich überhaupt nicht Skifahren kann, ich Volleyball doof finde1 und Schwimmen ist mir zu anstrengend.

Merke: Es gibt Fernsehsport, den Sport, den man selbst aktiv betreibt (inkl. Schweiß und Erschöpfung) und es gibt den Sport als soziale Institution. Letzterer interessiert mich. ;-)

Insofern mußte ich meine sportlichen Ambitionen jenseits von Skipisten, Volleyballstränden und Schwimmbecken austoben. Was bleibt? Nicht viel mehr als die Leichtathletik, oder? ;-)

Naja, jedenfalls habe bzw. hatte ich offenbar durchaus leichtathletisches Talent, was ich zunächst als Mehr- und Zehnkämpfer auszuloten versuchte und später als Weitspringer. Und springen Sie erstmal 7,30m weit! Dann reden wir weiter! Weswegen ich das alles schreibe? Erstens natürlich, um damit anzugeben, zweitens um wenigstens einigermaßen glaubhaft zu machen, daß ich weiß, was Sport ist. Ich gestehe zwar, daß der übliche Fernsehsport mich nicht die Bohne interessiert,2 aber der Leichtathletik halte ich doch die Treue.3

Und ansonsten interessieren mich eher die Begleiterscheinungen des Sports. Will sagen: die Ergebnisse, strahlende Sieger und Medaillen verfolge ich nicht. Den Sport als kulturelles Phänomen, seine gesellschaftliche Bedeutung, seine wirtschaftlichen, politischen und ethischen Aspekte, nehme ich allerdings als neugieriger Beobachter wahr. Und was blieb mir als solchem anderes übrig, als im Jahr der Dopingbeichten und des moralischen Bankrotts der Ausdauersportarten, ebenfalls ein paar Anmerkungen loszuwerden? Diese Anmerkungen zur Verquickung von Leistungssport und illegitimer Leistungssteigerung waren im vergangenen Mai zu lesen. 

Das Sportjahr 2007: Leichen im Keller? Der Dopingsumpf reicht bis in die Freiburger Sportklinik

Und diese Texte haben mir viel positives Feedback, aber auch jede Menge Ärger eingebracht. Denn manche Ärzte – vor allem wenn Sie der berühmt-berüchtigten Freiburger Schule angehören – versuchten und versuchen, sich selbst als naive Unschuldslämmer darzustellen. Notfalls geht man gegen alle anderen mit juristischen Mitteln vor.

Begreift der Sport, daß Manipulationen seit jeher zu seinem Wesen gehören? Oder setzt man weiter auf die bewährte Strategie der scheinheiligen Sonntagsreden der Funktionäre, ohne die Probleme anzugehen?

Ich selbst bin erstaunt, daß man4 jahrelang in einer Abteilung für präventve und rehabilitative Sportmedizin tätig sein kann, in deren Kelleretagen und sogar bis ins Parterre der Dopingsumpf eingedrungen ist. Und noch erstaunter bin ich, daß man sich als Sportarzt inmitten eines solch eindeutig zweideutigen (und um ehrlich zu sein: kriminellen) Millieus bewegt und man dann die Chuzpe hat, sich als Opfer von Verleumdungen darzustellen und als jemand, der sich seit jeher dem Kampf gegen Doping verschrieben habe.

Wenn ich keine medizinisch-psychiatrischen Erklärungen (Amnesie, Schizophrenie?) bemühen will, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als manchen Mitgliedern der Freiburger Ärzteschaft eine hervorragende schauspielerische Leistung zu bescheinigen.5 Die Rolle: die verfolgte Unschuld aus der badischen Provinz.

Aber damit genug gemeckert. Es ist nur so, daß ich damals – um einen für mich vermutlich noch kostspieligeren Rechtsstreit zu umgehen – klein beigegeben habe. Bei der beanstandeten Passage handelte es sich übrigens um eine vollkommen nebensächliche Randnotiz. Abgesehen von einem Allerweltsnamen, den ich notgedrungen entfernt habe, sind die Artikel zur Dopingszene unverändert.6 Und erfreulicherweise werden diese Artikel nicht nur recht häufig gelesen, sondern stoßen auch bei Branchenkennern auf Zustimmung.

Blogwettbewerb: Bester Sport-Blogartikel des Jahres

Einer dieser Insider ist Jürgen Kalwa. Er ist versierter Sportjounalist, schreibt und schrieb für FAZ, stern und Co. und ist Autor mehrerer Sportbücher. Er lebt seit Ende der 80er Jahre in New York, von wo aus er die deutschen Medien regelmäßig mit Infos zu "American Sports" versorgt. Eine seiner großen Erfolge war die Tiger-Woods-Biographie "Charisma für Millionen". Und Jürgen Kalwa hat nun eine Unzahl an Sportblogs durchforstet und eine Wahl zum Sport-Blog-Beitrag des Jahres organisiert. Und – da Kalwa wirklich ein Profi ist – freut es mich natürlich umso mehr, daß er meine Blogartikel entdeckt und nominiert hat.

Er selbst schreibt zum Wettbewerb:

"Um die Wahl zu vereinfachen, wurden tausende von veröffentlichten Beiträgen einer kritischen Auslese unterzogen. […] Die entscheidende Absicht hinter der Auswahl ist es, die wachsende Qualität und die Bandbreite der Text- und Gedankenkultur deutscher Blogs zu dokumentieren. […] Gute Sport-Blogs-Beiträge bieten oft das, was konventionelle Medien gerne vernachlässigen: Einfallsreichtum und Originalität, Interesse an der Recherche, unverfälschte und zugleich kritische Zuneigung zum Thema und Autorenpersönlichkeiten mit einer ureigenen Schreibe. "

Das ist natürlich eine ganze Menge zuckersüßer Honig, der hier verteilt wird. Aber als einer von 11 nominierten Blogposts fällt wohl ein wenig Süßzeug auch auf mich ab. Danke also für die Nominierung.

Ich weiß, daß ich um die vorderen Plätze nicht konkurrieren kann. Die anderen Kandidaten sind allesamt ausgewiesene Sportblogs. Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn Wissenswerkstattleser drüben in Jürgens Blog für mich abstimmen würden. :-)

Der bzw. die Artikel, um die es geht, finden sich hier:

Wissenswerkstatt: Scheinheiligkeiten, Blindheit und Systemzwänge » Dopingarrangements im Spitzensport I, 24.5.2008 – [Teil 1 der Dopingserie]

Die Wahl findet hier statt:

  1. Nein, "doof" finde ich es nicht, aber wenn ich nur an daran denke, wie mir die Handgelenke und Unterarme schmerzen, wenn ich nur einen einzigen Ball baggere, dann werde ich nur vom daran denken fast ohnmächtig vor Schmerz! []
  2. Was wiederum damit zusammenhängen mag, daß ich auch sonst das Fernsehprogramm meide, aber das wäre wieder eine andere Geschichte. []
  3. Was auch daran ablesbar ist, daß ich immerhin zwei Leichtathletik"blogs" bzw. Webseiten betreue. Einmal hier die Website des Leichtathletikkreises Ostalb, dann hier die Seite der LG Staufen. []
  4. Zumindest wenn man das Wort Skrupel buchstabieren kann. []
  5. Die mindestens eine Nominierung für Oscar oder Golden-Globe wert wäre. []
  6. Der einzige Artikel aus der Serie, der auf minimalen, dafür kostspieligen Widerspruch stieß, war Artikel III. []

2 Gedanken zu „„And the winner is…“ » Die Wissenswerkstatt ist nominiert für den »besten Sport-Blog-Beitrag des Jahres 2007« | Werbepause 02“

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