Die Tücken des Objekts » Das Scienceblog-Portal sucht nach seiner Form

Für ein anspruchsvolles Wissenschafts-Meta-Blogportal taugt kein Blogdesign von der Stange. Auf der US-Website tummeln sich derzeit fast 70 Blogger, deren Artikel alle irgendwie gelistet und dargestellt werden wollen. Der deutsche Ableger "Scienceblogs.de" präsentiert sich seit dem Wochenende in neuem Kleid. Dennoch sind  einige Verbesserungen dringend notwendig und auch an anderer Stelle zeigt sich, daß hier nicht nur Blogexperten am Werk sind. 

Die Scienceblogs sind ein ambitioniertes Projekt eines Medienkonzerns. Hier darf man also in punkto Webdesign und technischer Umsetzung anspruchsvoll sein…

Während die normalsterblichen Blogger ihre Websites selbst zusammenbasteln, verfügt ein Projekt wie "Scienceblogs" natürlich über professionelle Webdesigner. Die ganze Sache spielt ohnehin in einer anderen Liga, schließlich will man sich als jüngster Sproß des Vorzeige-Medienhauses Burda ja entsprechend darstellen.1

Und auch der enge Kooperationspartner "Focus-Online" (auf dessen Seite seit Wochen auf das Scienceblogs-Portal hingewiesen wird), würde sich wohl beschweren, wenn man hier Amateure ans Werk ließe.

So ganz rund läuft die Sache aber – jedenfalls nach meinem Geschmack – noch nicht. Kein Beinbruch, denn schließlich darf man nachbessern. Und einige der gröbsten Schnitzer hat man gestern und heute (bevor ich den Artikel fertiggestellt hatte) auch schon beseitigt. Schauen wir uns die Start-Website aber doch kurz genauer an:

Scienceblogs_01a.jpg 

 

Auf den ersten Blick wird deutlich, daß wir es mit einer Hybrid-Magazin-Blog-Struktur zu tun haben. Keine leichte Aufgabe hier ein schlüssiges Webdesign auf die Beine zu stellen. Im Großen und Ganzen geht das "Gesicht" von Scienceblogs in Ordnung. Der große Wurf ist es freilich nicht. An der Übersichtlichkeit mangelt es auf alle Fälle, wobei einige Feinjustierungen hier für Verbesserungen sorgen könnten. 

Das »Gesicht« der Scienceblogs ist zu unübersichtlich und trägt keine stringente Handschrift.

Ansonsten scheint Zielvorgabe gewesen zu sein, die Leser nicht zu verschrecken. Seichtes Hellblau, daneben tristes Senfgelb und Lindgrün, dazu Hellgrau- und Silbertöne. Und hier und da blitzt dann noch ein kraftloses Rot auf. Weniger wäre mehr gewesen. 

Kurze Anmerkungen zu den rot-markierten "Problemzonen":

1. Warum ist ausgerechnet eine Box mit den meistgeklickten und meistkommentierten Artikeln ganz oben im Blickfeld positioniert? Die aktuellsten Artikel wären (für Stammleser) deutlich spannender. Und die einzelnen Blogs (die findet man erst unter "5") rutschen bei einer Standard-Bildschirmauflösung fast vollständig aus dem Blick. Außerdem: Es wäre sicher sinnvoller in diesem Kästchen nur die Best-Of der jeweiligen Woche oder der letzten 5 Tage einzublenden, denn sonst bleibt diese Liste voraussehbar statisch.2

2. Kleine Statistikzeile. Im Prinzip keine Einwände. Wenn man jedoch die einzelnen "Kategorien" (also "Medizin" oder "Technik" oder…) anklickt, so werden obskure Daten angezeigt. Hier stimmt irgendwas nicht!

3. Hier kann man sich dann doch die neuesten Artikel anzeigen lassen, die dann auf einer Extra-Seite angezeigt werden. Aber: ist das ein ironischer Sidekick, den ich nicht verstehe? Die Bezeichnung "Blockticker" will sich mir nicht erschließen.

4. Hier wird im oberen Bereich, der im Magazinstyle gehalten ist, jeweils eine aktuelle Frage gestellt. Das also einer der Bereiche, in der die Redaktion Akzente setzt. Das Feld ist aber zu schmal, zu gedrängt und wirkt doch arg gequetscht.

5. Hier die alphabetische Liste der beteiligten Blogs. Wie erwähnt: befindet sich zu weit unten. 

6. Dann (ganz weit unten und außerhalb des ersten Sichtfensters – man muß doch erheblich scrollen) beginnen die angeteaserten Blogbeiträge. Allerdings ist es nicht wirklich glücklich, daß sich hier die einzelnen Posts teilweise wiederholen, also doppelt angezeigt werden… Neue Besucher werden sich eher wundern.

7. Nette Idee: ein besonders bemerkenswertes Zitat der Woche einzustellen. Allerdings sollte man es – wenn es schon so betitelt ist – konsequenterweise auch einmal pro Woche austauschen.3  

 

Und nun noch ein letzter Blick auf eine typische (Einzel-)Blogseite: 

Scienceblogs_02a.jpg 

 

1. Die Headergraphik4 harmoniert nicht immer mit der übrigen Seitengestaltung, aber das ist nebensächlich. Schön wäre es, wenn der Header – wie es sonst üblich ist – anklickbar wäre und auf die jeweilige Übersichtsseite der Blogs linken würde. [Der darüber befindliche "Scienceblogs-Button" führt – jedenfalls in den meisten Fällen – zur Portalseite zurück; hier lag bis gestern noch ein Bug vor, der aber während ich schreibe gefixed wurde.]

2. Die Navigationsleiste der einzelnen Blogs ist doch arg versteckt. Läßt sich die nicht etwas auffälliger positionieren?

3. Hier nun die eigentliche Hauptsache: die Blogartikel. Seit dem Relaunch der Seite ist das deutlich besser. Allerdings ist für meinen Geschmack der Zeilenabstand zu gering; wenn nicht genug Absätze gemacht werden, ist das alles zu gedrängt.

4. Dann noch der Kommentarbereich: während ich diese kurze Kritik schreibe wird hier einiges gebastelt. Denn irgendjemand war u.a. auf die idiotischeunübertreffliche Idee gekommen, die Kommentare umgekehrt (!) anzuordnen. D.h. jeweils der aktuellste Kommentar wird an die oberste Stelle gesetzt. Wenn man die Diskussion verfolgen will/wollte, mußte man ganz nach unten scrollen und sich hocharbeiten. Diese – mit Verlaub – Schnapsidee wurde nun behoben. Auf dem Blog "Mahlzeit" (etwa hier) ist das aber bspw. immer noch so. Bitte nachbessern! ;-)  

Der Scienceblogs-Motor läuft (noch) nicht rund. Erstaunlich, da doch Profis am Werk sind.

Das ist auf die Schnelle mein erster Eindruck bzgl. der Website. Ich könnte noch etliche andere Punkte anführen, aber da momentan hinter den Kulissen fleißig gewerkelt wird, erspare ich Euch jetzt weitere Details. Insgesamt – wie ich oben anmerkte – ist das Erscheinungsbild (wenn man bedenkt, daß hier keine Laien am Werk sind) noch deutlich verbesserungsbedürftig.5

Und Robert Basic beschreibt vorhin seinen ersten Eindruck folgendermaßen:

"[…] die Navigierbarkeit ist imho bescheiden, manche Links sind tot, das Layout gefällt mir gar nicht und insgesamt reißt mich nix vom Hocker."6

Was Robert nicht berücksichtigen konnte, ist die Frage nach einem der wesentlichen Blogfeatures: nämlich derjenigen des Feedbacks, der Kommentare, der Kommunikation.

Ich hatte vorgestern im ersten Artikel zwei wesentliche Stärken von Blogs benannt: 1. die Aktualität, 2. die Resonanzfähigkeit. Damit habe ich einerseits die Möglichkeit gemeint, daß Leser per Kommentar in den Dialog mit den Autoren treten können, andererseits das, was man auch als "verteilte Kommunikation" bezeichnet: nämlich die Verlinkung innerhalb der Blogosphäre, die über Trackbacks realisiert wird. Wie es damit bei Scienceblogs aussieht?

Blog oder kein Blog? – Das ist hier die Frage…

Es ist in meinen Augen mehr als bezeichnend und ich bin ehrlicherweise mehr als irritiert darüber, daß man genau diesen Aspekt offenbar kaum beachtet: denn es ist derzeit ganz offenbar so, daß keine (!) Trackbacks angezeigt werden. Ich selbst habe in den letzten Tagen mehrmals korrekt auf Beiträge bei Scienceblogs verwiesen, diese wurden auch angepingt7 – doch bei den dortigen Posts wird das nicht sichtbar. Schade! Ich nehme an, daß dies in Zukunft verändert wird, bin dennoch überrascht, daß solchen grundlegenden Features keine Priorität beigemessen wird.8

Hat man wirklich verstanden, was Blogs auszeichnet? Trackbacks sind offenbar unbekannt, Kommentare werden erst Stunden später freigeschaltet…

Beinahe noch befremdlicher finde ich die Tatsache, daß man inzwischen dazu übergegangen zu sein scheint, sämtliche Kommentare erstmal in eine Warteschleife zu schicken. Wer also kommentiert – das sind bislang sehr wenige, aber dennoch – weiß nicht, ob nicht vor ihm andere Kommentatoren ähnliches angemerkt haben oder welche Argumente bereits ausgetauscht wurden. Man muß sich also überraschen lassen, an welcher Stelle der eigene Kommentar nach ein paar Stunden auftaucht. Das ist mehr als unbefriedigend…9

Ganz ehrlich: wie hasenfüßig ist das? Kann man noch deutlicher demonstrieren, daß man noch nicht begriffen hat, wie Blogs "ticken"? Denn die Kommentarfunktion auf diese Weise zu kastrieren, ist wirklich vollkommen unverständlich. Wenn man wirklich Wert auf lebendige Diskussionen legt, sollte man diese Vorgehensweise schleunigst überdenken!

Die Zukunft von Scienceblogs – Scienceblogger der Zukunft?

Diese angesprochenen technischen Unzulänglichkeiten können freilich alle recht schnell behoben werden. Ich hatte bereits die letzten Wochen per Mail auf manche Fehler hingewiesen und vielleicht werden ja auch einige "Problemzonen", die ich in diesem Beitrag angesprochen habe, bald entschärft. Es ist klar, daß eine solche Website nicht perfekt sein kann, allerdings sind mir doch zu viele kleine und – siehe die Kommentar- und Trackbackfrage – große Mängel vorhanden. 

Die Personaldecke ist viel zu dünn. Woran liegt es, daß man hier keine weiteren Aktivposten findet?

Das Hauptproblem liegt aber meiner Einschätzung nach nicht in diesen technischen Details, sondern in den Inhalten, die man auf Scienceblogs finden wird. Und der Content wird eben von niemand anderem als den Bloggern produziert – und die Mannschaftsaufstellung ist eben bislang nicht überzeugend.

Wenn man einmal diejenigen Blogger abzieht, die in irgendeiner Verbindung zum Haus Burda stehen und auch dann noch diejenigen, deren Blog mehr oder minder als billige PR für andere Projekte oder ihre Arbeitgeber anzusehen ist, dann ist das Bild erschreckend. Mehr als 3-4 Blogs bleiben nämlich nach dieser kleinen Rechenübung nicht übrig. Ein recht magere Ausbeute, wenn man bedenkt, daß man seit bald 5 Monaten an diesem Projekt arbeitet.10

Es wirft natürlich viele Fragen auf, weshalb es bislang offensichtlich nicht möglich war, diese mehr als bescheidene Personaldecke aufzustocken. Will man das vielversprechende Projekt nicht in den Sand setzen, dann sollte man sich schleunigst überlegen, wie man hier versierte Wissenschaftsblogger akquiriert.11 Einige davon sollten übrigens schon das Format eines Lars Fischer haben, denn sonst möchte ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, daß wir nächstes Jahr unter der Adresse www.scienceblogs.de überhaupt noch Inhalte finden…

 

 

  1. Und man sollte nicht vergessen: mit dem Scienceblog-Portal soll Geld verdient werden. Allzu viele Pannen, sollten also nicht unterlaufen… []
  2. Das Ganze funktioniert dann nach dem Matthäus-Prinzip – "Wer hat, dem wird gegeben." ;-) []
  3. Das aktuelle Zitat ist schon bald 14 Tage alt und das vorige "Zitat der Woche" brachte es fast auf 4 Wochen… []
  4. Jeweils von den Bloggern selbst gestaltet und insofern erst recht Geschmackssache. []
  5. Wenn man hier Kritik übt, so hat sich die ja auch daran zu orientieren, wer hinter dem Projekt/Website steht: wenn eine Einzelperson einen Blog aufbaut, das mit viel Idealismus betreibt, dann sollte man über Fehlerchen hinwegsehen. Meine eigenen Blogs versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten zu gestalten, aber ich bin kein Profi und verdiene kein Geld damit. Bei Scienceblogs/Burda ist das etwas anderes. Hier darf man deutlich höhere Maßstäbe anlegen! []
  6. Und auch inhaltlich ist Robert nicht gerade begeistert: "Der erste Scan fördert rein deskriptives Wiedergeben aber nicht Weiterdenken von teils wissenschaftlichen Ergebnissen zu Tage, sprachlich passiert auch nicht viel…" []
  7. Wenn ich meinem WordPress glauben darf und das ist meist recht zuverlässig. []
  8. Und Randbemerkung: umgekehrt funktioniert es auch nicht. Meine Wissenswerkstatt wurde bereits einige Male von Sciencebloggern verlinkt und nie schlug hier ein Trackback auf… []
  9. Ganz offensichtlich wird den einzelnen Bloggern zugemutet, die Kommentare manuell freizuschalten; daß diese nicht ständig am PC sitzen können, versteht sich von selbst… []
  10. Beatrice Lugger verteidigt sich und weist darauf hin, daß es eben nicht unendlich viele talentierte Wissenschaftsblogger am Markt geben würde. Ich gestehe gerne zu, daß einem die tollen Blogger nicht von alleine zufliegen, unmöglich wäre es aber nach meinen Erfahrungen nicht, weitere spannende Autoren zu finden… []
  11. Im Falle von Scienceblogs würde ich es nicht begrüßen, wenn Don Alphonso in seiner Blogbar einen Abgesang auf eine neue Blogpleite anstimmen müßte. []

7 Gedanken zu „Die Tücken des Objekts » Das Scienceblog-Portal sucht nach seiner Form“

  1. Ich find’s ein wenig ärgerlich, dass der RSS-Feed nicht vollständig funktioniert. Die Autorennamen werden nicht mit übertragen, so dass auf den ersten Blick überhaupt nicht sichtbar ist, auf welchem Blog ein Eintrag erschienen ist, und anstelle das Datums kommt „Invalid Date“, so dass die Einordnung durcheinander ist.
    Aber ansonsten gebe ich den Scienceblogs gerne noch etwas Zeit, bis alles funktioniert.

    Hast Du irgendeine Idee, wie die Refinanzierung laufen soll, wenn sich das Portal wirklich rentieren muss? In der .com-Variante denke ich mal, dass Seed auf Crosswerbeeffekte hofft und die notfalls auch aus Profilgründen gerne ein bisschen Geld reinschießen. Ich bezweifle irgendwie, dass das mit dem Focus ähnlich klappen könnte. Und Wissenschaftsleser werden vermutlich auch nicht soviel auf Werbelinks klicken, schätze ich mal.

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  2. Lieber Marc
    Ich habe Ihre Deskriptionen über den Scienceblog von Burda ein wenig verfolgt.
    Anfänglich haben Sie positiv und neutral beschrieben. Dann kommt Ihr Hinweis, dass auch Sie zu einem Treffen eingeladen wurden, wobei Sie sich augenscheinlich nicht über die Modalitäten mit Burda einigen konnten. Nach dieser Zeit beginnen Sie den Scienceblog negativ zu beschreiben und urteilen dann wie ein alter Pauker über seine kleinen Schüler.
    Ich frage mich: Leiden Sie da vielleicht an einer narzistischen Kränkung?
    Sorry, aber als Psychotherapeut denke ich oft in psychologischen Kategorien, wenn ich auf Inhalte treffe, die kaschieren sollen oder sich meiner Meinung nach als Präsentiersymptome darstellen.
    Überlegen Sie es sich. Ich werde Ihnen sicherlich nicht weiter lästig fallen.
    Mit lieben Grüßen
    Bernd M. Haft

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  3. @kamenin:

    Der RSS-Feed, den Du ansprichst, wäre nochmal Gegenstand für eine eigene Erörterung. Der aktuell ausgelieferte Feed ist sicher stark verbesserungsbedürftig. Ich hatte mir den Hinweis darauf nur gespart, denn ich hätte noch mindestens 5-6 Punkte auf meiner Liste, wo dringender Nachbesserungsbedarf bestünde.
    [Hinweis: Manche Fehler – etwa die eigenwillige Bezeichnung von „Block-Ticker“ – wurden inzwischen bereinigt.]

    Im Bezug auf die geplante Refinanzierung bin ich ehrlicherweise auch etwas überfragt. Es ist kein Geheimnis, daß seitens Burda darauf spekuliert wird, daß man überdurchschnittliche Erlöse durch Werbebanner u.ä. erzielen kann. Es wird damit argumentiert, daß die Zielgruppe der Scienceblogs die sog. „Leonardos“ seien – und diese seien für die Werbewirtschaft besonders interessant. Man hat dazu übrigens pünktlich zum Scienceblog-Start eine eigene Studie erstellt.

    Marcel Reichart (der Geschäftsführer von „Hubert Burda Media Research & Development“, unter dessen Regie und Verantwortung Scienceblogs läuft) teilte mit:

    „Die vernetzte, globale Welt bringt mit den LEONARDOS eine neue Opinion-Leader-Gruppe hervor, die wissens- und internet-affin ist.“

    Für die werbungtreibende Wirtschaft sind die LEONARDOS eine Premium-Zielgruppe. In den USA umfasst sie bereits sieben Prozent der Gesamtbevölkerung.

    Ob die „Premium-Zielgruppe“ wirklich mitzieht, kann ich nicht beurteilen. Sicher weiß ich, daß die Leonardos über die jetzige Seite allenfalls gähnen und wegklicken…

    (Die Studie ist hier als PDF herunterzuladen. Eine wolkige Pressemitteilung findet man hier.)

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  4. @Bernd M. Haft:

    Lieber Bernd,

    ich bin ehrlicherweise ein wenig irritiert, aber mehr noch amüsiert. Denn daß ich hier in meinem Blog eine kleine psychoanalytische Ferndiagnose gestellt bekommen würde, hätte ich mir ja in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Insofern also besten Dank für die Spekulationen bzgl. meiner Motivation. ;-)

    Und bei der Gelegenheit erinnere ich mich gerne an mein eigenes Studium und viele spannende Vorlesungen bei Prof. Wolfgang Mertens, der Ihnen sicher (schließlich ist Mertens einer der renommiertesten Psychoanalytiker der mit Universitäts-Lehrstuhl ausgestattet ist) ein Begriff ist.

    Ich fürchte aber, daß der Verdacht, im Hintergrund stünde eine „narzistische Kränkung“, an der Sache vorbeigeht.

    Die vier Artikel zu Scienceblogs wurden übrigens in einem Zug geschrieben. Und mein Hinweis darauf, daß auch ich von Burda/Scienceblogs als potentieller Blogger angesprochen wurde, ich aber die angebotenen Rahmenbedingungen für nicht akzeptabel halte, steht damit in keinem Zusammenhang.

    Das erwähnte Treffen fand schon am 5. November letzten Jahres statt. Und meine jüngsten Artikel sind nun wirklich nicht als Reaktion darauf zu lesen, daß nach meinem Dafürhalten die Konditionen für die Blogger mehr als unzureichend sind. Diese Frage wäre ohnehin Thema für einen eigenständigen Blogartikel und hat mit der Frage, wie sich die Scienceblogs heute präsentieren nichts zu tun.

    Deshalb würde ich doch vorschlagen, daß man meine kritischen Ausführungen als das nimmt, was sie sind. Als Anmerkungen eines neugierigen Beobachters, der ein professionelles Blogprojekt an ebensolchen – nämlich professionellen! – Maßstäben mißt. (Ein paar Takte mehr dazu auch in diesem Kommentar von mir.)

    Mutmaßungen bzgl. meiner Motivation sind wohl eher müßig und ich spare mir an dieser Stelle deshalb auch Spekulationen über Ihre Motivation bzw. Verbindungen zu Scienceblogs. ;-)

    Freundliche Grüße nach Halle/Westfalen

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  5. Das Blog und die Kommentare…nun, ich finde es eher recht nobel, wenn die Blogger selbst die Kommentare freischalten dürfen und sich nicht jedes Gepupse bieten lassen müssen, wenn sich Heise-Foren-Trolle verirrt haben. Klar hindert das den Kommentarfluß, andererseits sind die Scienceblogger erstmal Wissenschaftler und erst in zweiter Linie Blogger, also eventuell den mitunter rauhen Ton des Webs nicht gewohnt. Und da will man die zarten Pflänzchen nicht gleich verschrecken. Ich denke jedenfalls, daß kaum ein Scienceblogger noch weitermachen würde, wenn unter seinen Texten nachts um 3 solche Angriffe unter der Gürtellinie erschienen, wie ich es bei Artikeln über den Klimawandel und das Eis der Arktis auf Heise.de erlebt habe. Und ich finde es besser, wenn der Blogger selbst seine Kommentare kontrollieren darf, wie bei einem eigenen Blog auch, nicht etwa der Verlag. Ich durfte dies als Redakteur z.B. nicht.

    Was fehlt, ist die Option „Ich bin mutig“ – daß ein Blogger seine Kommentare auf unmoderiert schalten kann. Aber dann steht halt auch wieder Blogger und Verlag in Haftung.

    Solange Kommentare im Normalfall auch tatsächlich erscheinen, sehe ich das jetzt aber als akzeptabel an, daß Burda seine Wissenschaftsblogger nicht Trollen zum Fraß vorwirft wie andere Verlage. Wie gesagt, von denen abgesehen, die vorher schon selbst gebloggt haben, wie „hinterm Mond gleich links“, sind das ja teils Wissenschaftler, die nur nebenbei bloggen.

    Und da kommen wir auch zum Honorar: Das ist bislang nur im Vergleich zu einem eigenen Blog zu sehen, das normal gar nix einbringt (außer vielleicht Ärger). Denn Werbung läßt sich auf einzelnen privaten Wissenschaftsblogs kaum vermarkten. Da hat Scienceblogs als Überdach immer noch etwas bessere Chancen – ob gut genug, wird man sehen. Aber das Schreiben auf Scienceblogs.de dürfte auf absehbare Zeit reines Hobby bleiben. Um davon leben zu können, taugt es nicht. Deshalb mache ich auch nicht mit, ich kann mir momentan keine Hobbys leisten und bin hauptberuflich auch momentan nicht in der Wissenschaft.

    Was die Macken und deren Behebung betrifft: Wieviele Leute sind bei Burda wohl für das Scienceblog abkommendiert? Falsch geraten, es sind viel weniger! Von daher wird das langsam laufen. Andererseits wird Scienceblogs auch nicht wieder gleich eingestellt, wenn es kein teures Projekt ist. Und das ist dann vielleicht doch besser so.

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  6. @DL2MCD:

    Oh, herzlichen Dank für den ausführlichen Kommentar. Zu den einzelnen Punkten:

    Die Entscheidung die Kommentare jeweils manuell, also zeitverzögert freischalten zu lassen, halte ich nach wie vor für hasenfüßig und für äußerst kontraproduktiv. Eines der wesentlichsten Blogelemente sind die Kommentare und die gegenseitige Bezugnahme der Kommentatoren aufeinander. All das wird durch die Regelung unterminiert.

    Zum Argument der Trolle: also ich sehe nicht, wieso man gleich zu Anfang so fürsorglich sein müßte und allein der Eventualität wegen solche Sicherungsvorkehrungen einziehen sollte. Denn Fakt ist: in keinem der deutschen Wissenschaftsblogs ist es in den letzten Jahren wirklich zu Kommentarproblemen gekommen. Ich würde hier vorerst mal darauf vertrauen, daß die Kommentare auch bei Scienceblogs vernünftig ausfallen.

    Zum Honorar und der Motivation der Beteiligung der einzelnen Blogger: oh!, ich hatte im Text gar nichts dazu geschrieben. Offenbar haben Sie Insiderinformationen – wobei ich es übrigens für selbstverständlich halte, daß die Blogger dies mehr oder minder „nebenbei“ machen. Schließlich sollen sie ja (auch) aus ihrem Forschungsalltag berichten.
    Allerdings denke ich schon, daß der Zeitaufwand irgendwie honoriert werden sollte, wenn es sich um ein solches kommerzielles Projekt handelt.

    Zur Fehlerbehebung und Schwächen der Seite: ich weiß wohl recht genau, wieviele Personen hinter Scienceblogs stehen. Es ist ein kleines Team, richtig! Aber wieso sollte ein kleines Team (das für diese Arbeit bezahlt wird!) eine längere Schonfrist haben bzw. wieso sollte man einem professionellen Blogprojekt mehr Fehler durchgehen lassen, als einem Hobbyblogger, der das alles tatsächlich alleine und in seiner Freizeit schultert?

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  7. Naja, das Portal, das ich zuletzt mit Artikeln bestückte, hatte gewaltige Kommentarprobleme und wird von vielen als Blog betrachtet (nee, war nicht SpOn ;-) ). Aber egal. Ich gebe dem Team noch Zeit. Mir sind langsam wachsende Dinge lieber als schnell aufgezogene und auch schnell wieder eingestampfte.

    Die Honorarkritik, stimmt, die war bei Don Alphonso dieser Tage zu finden, aber sie hängt natürlich auch an der hier gestellten Frage, wieso es nur so wenige Mitblogger gibt bisher. Denn viele Wissenschaftler sind auch weder der Blogtyp noch haben sie Zeit. Mancher täte es dann vielleicht fürs Honorar. Würde aber die Qualität möglicherweise auch nicht heben, nur die Quantität.

    Übrigens, nur zur Klarheit: ich bin weder mit dem Projekt noch dem Verlag verbandelt. Ist nur meine persönliche Meinung, denn ich freue mich über jedes Wissenschaftsblog.

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